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Stärkung der europäischen Krebsforschung

Unterschiedliche Programme setzen sich für dafür ein, die Krebsforschung in Europa zu stärken. Wir stellen sie Ihnen hier vor.

TRANSCAN

Das TRANSCAN-3 Netzwerk setzt sich aus 31 regionalen und nationalen Förderorganisationen aus 20 europäischen Ländern (sowie Kanada, Taiwan und Israel) zusammen. TRANSCAN steht für Translational Cancer Research, die Stärkung der translationalen Krebsforschung in Europa (u.a. durch gemeinsame Förderbekanntmachungen) ist das Ziel.

  • Ko-finanziert aus Mitteln des EU-Forschungsrahmenprogramms wurde im Jahr 2011 das europäische Forschungsnetzwerk ERA-NET zur translationalen Krebsforschung TRANSCAN gegründet und legt einen Fokus auf grenzüberschreitende Kooperation im Bereich der Förderung von Krebsforschung.
  • Das aktuelle TRANSCAN-3-Netzwerk setzt sich aus 31 Partnern aus 20 Ländern zusammen und baut auf den Vorgängerprojekten TRANSCAN und TRANSCAN-2 auf. Das bis 2026 laufende europäische Fördernetzwerk zielt darauf ab, hoch innovative und ehrgeizige Kooperationsprojekte in der translationalen Krebsforschung auf europäischer und internationaler Ebene zu fördern.
  • Das Bundesministerium für Bildung und Forschung ist seit Beginn wichtiger Partner im TRANSCAN-Netzwerk. Im Zuge der deutschen EU-Ratspräsidentschaft stockte das BMBF im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs seinen finanziellen Beitrag zu TRANSCAN noch einmal um zwei Millionen Euro auf.
  • Das BMBF startete im April 2021 mit den anderen TRANSCAN-3-Partnern den ersten gemeinsamen transnationalen Aufruf zur Einreichung von Projektskizzen zum Thema Fokus auf das Tumor-Mikromilieu bei neuen Krebs-Immuntherapien.

Nähere Informationen zu TRANSCAN gibt es hier Transcan Netzwerk.

Horizont Europa
Horizont Europa ist das neunte Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union und verfügt über ein Budget von 95,5 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021 bis 2027. Es begegnet den wichtigsten fünf globalen Herausforderungen mit fünf Missionen, auf die sich die europäische Forschungsförderung in den kommenden sieben Jahren fokussieren wird. Eine ist die Krebsmission.

Deutsches Portal von Horizont Europa
Broschüre "Krebsmissionen in Horizont Europa" – Hintergrund, Ziele, Implementierung (PDF)
Broschüre EU-Mission Krebs – Kooperationen und Synergien, Herausforderungen, Bürgerbeteiligung, Projekte und Erreichtes (PDF)

Die Krebsmission

Die Krebsmission ist ein integraler Bestandteil des Europäischen Plans zur Krebsbekämpfung (Europe's Beating Cancer Plan). Unter dem Titel „Conquering Cancer: Mission possible“ wird hier die europäische Krebsforschung gestaltet und gebündelt. Das übergreifende Ziel: bis zum Jahr 2030 sollen 3 Millionen Leben gerettet werden und Krebspatienten länger und besser leben. Für die Erreichung dieses Ziels hat das Mission Board 13 Empfehlungen gegeben, die unter Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern, Patientinnen und Patienten und anderen Stakeholdern erarbeitet wurden. Diese adressieren das Verständnis von Krebs, Prävention, Diagnostik und Behandlung, Lebensqualität sowie Zugang zu Versorgung.

Die Krebsmission ist ein ganzheitlicher Ansatz („health in all policies"), um Forschung, Innovation und Politikentwicklung auf EU-Ebene zusammenzuführen und gemeinsam mehr zu erreichen. An der Ausgestaltung hat ein hochrangiges, multidisziplinäres Expertengremium -­ das sogenannte Cancer Mission Board -­ mitgewirkt. Unter Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern, Patientinnen und Patienten und anderen Stakeholdern wurden 13 Empfehlungen erarbeitet, die die Umsetzung der vier Ziele adressieren.

Die 13 Empfehlungen für die Krebsmission von Horizont Europa in Kürze

1. UNCAN.eu – Etablierung einer europäischen digitalen Plattform

Die Plattform soll bestehende Infrastrukturen nutzen und Forschenden weltweit die Analyse kombinierter Forschungs-, Gesundheits- und sonstiger relevanter Daten ermöglichen. Innovative Modelle und Technologien mit Diagnose- und Behandlungsdaten (z. B. medizinische Bilder, Proben und Biomarker) werden integriert.

2. Entwicklung eines EU-weiten Forschungsprogramms zur Ermittlung von (poly-) genetischen Risikoscores

Bestimmte Gene können im Zusammenspiel und beeinflusst durch Lebensstil- und Umweltfaktoren das Krebsrisiko erhöhen. Ein Risiko-Score drückt das genetische Risiko rechnerisch aus und könnte verbesserte risikoangepasste Aufklärung und Beratung ermöglichen. Für einen aussagekräftigen Risikoscore braucht es weitere Forschung. Um bestehende Infrastruktur für weitere Forschung nutzen zu können, sollen die Probenahme und Datenerhebung harmonisiert werden. Die Einrichtung von Genom- und Informatikinfrastrukturen für die Datenerhebung und -verbreitung wird gefördert und die Errungenschaften von Digital Health Europe und der Initiative der EU-Mitgliedstaaten "1+ Million Genomes" genutzt.

3. Unterstützung der Entwicklung und Umsetzung wirksamer Strategien und politischer Maßnahmen zur Krebsprävention in den Mitgliedstaaten und der EU

Der Missionsausschuss schlägt ein Forschungsprogramm vor, das wirksame Strategien und Methoden zur Krebsprävention ermittelt, die an die lokalen Gegebenheiten adaptiert werden können.

4. Etablierung eines EU-weiten Forschungsprogrammes, um Hindernisse bei der Umsetzung existierender Screeningprogramme zu ermitteln und zu optimieren und neue Ansätze für Screenings und Früherkennungsmaßnahmen zu entwickeln

Partizipative Studien sollen die Entwicklung und Umsetzung innovativer Screening-Methoden für Krebsarten unterstützen, für die bisherige Instrumente und Methoden nicht geeignet oder suboptimal sind. Bürgerinformation zu Prävention soll verständlicher kommuniziert werden. Neue Entwicklungen wie kostengünstige, nicht- oder minimal-invasive Tests oder genetische Risiko-Scores, Big-Data-Analysen und Methoden des maschinellen Lernens sind bei der Umsetzung zu berücksichtigen. Zur kontinuierlichen Qualitätskontrolle schlägt das Mission Board die Entwicklung eines Bewertungsinstruments für Screenings vor.

5. Weiterentwicklung und optimale Umsetzung der derzeitigen Ansätze der personalisierten Medizin für alle Krebspatienten in Europa

Ein noch besseres Verständnis der komplexen Erkrankung Krebs ist nötig, insbesondere der Rolle der direkten Umgebung des Tumors und dem Einfluss äußerer Lebensbedingungen auf die Krebsentstehung. Für eine höhere Präzision in der Krebsbehandlung braucht es große Datensätze und fortschrittliche Methoden und Standards, daher fördert diese Empfehlung sektorübergreifende und EU-weite Zusammenarbeit und fortgeschrittene Datenanalysen in der personalisierten Medizin.

6. Entwicklung eines EU-weiten Forschungsprogramms zu frühdiagnostischen und minimalinvasiven Behandlungstechnologien

Um Betroffene möglichst schonend und bei hoher Lebensqualität behandeln zu können, werden hochpräzise Diagnosemethoden für frühe Krebsstadien benötigt, ebenso wie Möglichkeiten, das Ansprechen auf eine Behandlung verlässlich vorherzusagen und erneutes Wachstum des Tumors während einer aktiven Überwachung zu erkennen. Großes Potential bietet hier die Integration von KI-gesteuerten diagnostischen Markern, die Bildgebung, Pathologie sowie die integrierte Diagnostik (so nennt man die Kombination von Bildgebung, Pathologie, Genetik, Flüssigbiopsie und klinischen Biomarkern).

7. Entwicklung eines EU-weiten Forschungsprogramms und politischer Unterstützung zur Verbesserung der Lebensqualität von Krebserkrankten und Überlebenden, Familienmitgliedern und Pflegenden sowie Personen mit erhöhtem Krebsrisiko

Methoden und Metriken müssen weiterentwickelt werden, um Lebensqualität aus Sicht Betroffener zu bemessen. Dafür müssen alle Schlüsselfaktoren und -bedürfnisse, die mit der Lebensqualität zusammenhängen, umfassend analysiert werden. Auf Grundlage der Ergebnisse sollte Forschung durchgeführt werden, um innovative und wirksame Maßnahmen zu entwickeln, insbesondere zur Begrenzung der (Spät-)Nebenwirkungen, zur Verbesserung der Schmerz- und Palliativversorgung, Therapiemodelle für die häusliche Pflege sowie regulatorische und soziale Interventionen.

8. Schaffung eines Europäischen digitalen Zentrums für Krebspatienten (ECPDC) 

Das Zentrum soll es Erkrankten und Überlebenden ermöglichen, ihre Daten für eine personalisierte Betreuung zu hinterlegen und auszutauschen. Der Aufbau des Zentrums erfolgt patientenorientiert und berücksichtigt die Datenschutz-Grundverordnung. Menschen mit und nach Krebs erhalten einen Gesundheitspass, der auch Informationen über Behandlungen und Nachsorge-Empfehlungen bzw. einen (langfristigen) personalisierten Pflegeplan enthält. Das Zentrum soll globales Wissenszentrum für Pflegende und Betroffene sein als Anlaufstelle für psychosoziale Fragen zur Verfügung stehen.

9. Verwirklichung der gesundheitlichen Chancengleichheit bei Krebs in der EU über das gesamte Krankheitskontinuum

Es müssen die Ursachen für die Ungleichheiten analysiert und Strategien entwickelt werden, um sie zu überwinden.

10. Aufbau eines Netzes umfassender Krebsinfrastrukturen (KKI) in und über alle EU-Mitgliedstaaten hinweg, um die Qualität von Forschung und Versorgung zu verbessern

Die KKI sollen mit den vorhandenen Krebs- und Früherkennungsregistern sowie mit den europäischen Referenznetzen für Krebs (EURACAN, EuroBloodNet, Genturis und PaedCan) zusammenarbeiten und die Datenerfassung integrieren. Zudem wird empfohlen, Verbindungen zu Biobankeinrichtungen und starke Partnerschaften mit Forschungsinstituten und Universitäten einzurichten sowie ein umfassendes internationales Netz aufzubauen.

11. Kinderkrebs und Krebserkrankungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: mehr heilen und besser heilen

In dieser Altersgruppe treten überwiegend seltene Krebsarten auf, deren Ursachen und Krankheitsprozesse sich von denen Erwachsener unterscheiden. Es fehlt noch an Erkenntnissen aus der Forschung; Betroffene werden meist mit Medikamenten für Erwachsene behandelt und leiden häufig unter Spätfolgen. Das Verständnis der Krebsentstehung bei Kindern und Jugendlichen muss verbessert und neue Therapien entwickelt werden, die für die Krebsarten und das Erkrankungsalter zugeschnitten und getestet werden. Das Missionboard schlägt eine Mission vor, die sich auf bestehende ehrgeizige EU-Netze stützt und mit dem Plan zur Krebsbekämpfung abgestimmt ist.

12. Beschleunigung der Innovation und Implementierung neuer Technologien und die Einrichtung von auf die Onkologie fokussierten Living Labs, um Krebs die Stirn zu bieten

Es soll eine Zusammenarbeit mit Akteuren aus verschiedenen Sektoren und Disziplinen stattfinden. Die Living Labs werden die sektorübergreifende Forschung, Wissensaustausch und die Umsetzung neuer Technologien fördern.

13. Krebskultur, Kommunikation und Kapazitätsaufbau verändern

In der Krebsbehandlung ist ein Paradigmenwechsel hin zu einer personenzentrierten und nicht krankheitszentrierten Pflege erforderlich. Dafür ist die Zusammenarbeit mit Betroffenen und ihren Betreuenden wichtig. Noch herrschen zu sehr traditionelle Ansichten über Krebs vor, die sich in der Stigmatisierung und Diskriminierung von Erkrankten und Überlebenden widerspiegeln und zu einer erheblichen vermeidbaren Belastung führen.

Vollständiger Bericht des Expertengremiums („Cancer Mission Board“) mit den 13 Empfehlungen zur Krebsmission.

Im September 2021 hat die Europäische Kommission für die ersten drei Jahre einen Implementierungsplan herausgegeben. Am 15. Dezember 2021 hat die Europäische Kommission das Arbeitsprogramm 2021-2022 aktualisiert.

Die Mission Krebs wird Synergieeffekte mit anderen bestehenden EU-Programmen nutzen, darunter EU4HEALTH. Zudem steht die Krebsbekämpfungsmission im Einklang mit dem Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung und wird in enger Abstimmung mit diesem entwickelt.

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