Gert und Susanna Mayer Stiftung
Forschung und Behandlung in der Kinderonkologie wurden in den letzten Jahren ausgebaut, stehen aber weiterhin vor einigen Herausforderungen – z. B. bei der Langzeitnachsorge. Die Gert und Susanna Mayer Stiftung hilft, diese zu bewältigen.
Krebs im Kindes- und Jugendalter
In Deutschland erkranken jährlich etwa 2.300 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an Krebs. Besonders häufig treten Leukämien auf, aber auch Lymphome sowie Tumoren des zentralen Nervensystems sind Krebsarten, an denen vermehrt Kinder und Jugendliche erkranken. Die Chancen auf Genesung verbessern sich allerdings stetig. Nach Angaben des Deutschen Kinderkrebsregisters lag im Jahr 2018 die Zahl der Langzeitüberlebenden je nach Erkrankungsart bei etwa 70 bis 95 Prozent. Trotzdem steht die pädiatrische Onkologie vor einigen Herausforderungen – von mangelnder Forschung über langsame Translation der Forschungsergebnisse bis zu ausbaufähigen Versorgungsstrukturen. Dem entgegenwirken möchte die Gert und Susanna Mayer Stiftung.
Die Gert und Susanna Mayer Stiftung
Die Gert und Susanna Mayer Stiftung wurde im Jahr 2016 in Wuppertal gegründet. Durch sie wurde der letzte Wille des Wuppertaler Geschäftsmann Gert Mayer verwirklicht. Der Unternehmer veranlasste, dass seine Firma WKW.automotive nach seinem Tod in eine Stiftung überführt wird. Sein Wunsch war es, durch die Stiftung krebskranken Kindern und Jugendlichen sowie ihren Angehörigen Halt zu geben und sie unterstützen. Gefördert werden sowohl Projekte als auch Personen, wobei jeweils mindestens eines der drei Stiftungsziele in Fördervorhaben verwirklicht werden muss.
Diese Ziele lauten:
- Vorantreiben der Forschung in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Prävention von Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.
- Stärkung des Versorgungssystems für Krebspatientinnen und -patienten im Rahmen der Behandlung sowie der langfristig angelegten Nachsorge.
- Unterstützung von Krebserkrankten und deren Angehörigen in allen Lebensbereichen, in denen Hilfe benötigt wird. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf Geschwisterkindern.
Drei Fragen an Christian Müller – Leiter der Kommunikation der Gert und Susanna Mayer Stiftung
1. Aus Sicht der Stiftung: Vor welchen Herausforderungen steht die Krebsforschung?
Kinderonkologie wird in der Krebsforschung oft außen vor gelassen. Das liegt daran, dass von den 600.000 jährlichen Krebsfällen nur etwa 2.300 auf Kinder entfallen. Dazu kommt, dass Krebserkrankungen bei Kindern oft anders verlaufen als bei Erwachsenen und daher individuell behandelt werden müssen. Das bedeutet: Die geringen Fallzahlen machen eine auf die Kinderonkologie fokussierte industrielle Forschung aus unternehmerischer Sicht eher unattraktiv. Aus ethischer Sicht erfordern die individuellen biologischen Eigenschaften der Krebserkrankungen bei Kindern aber durchaus entsprechende Antworten. Hier gilt es gemeinsam Lösungen zu finden, weil mangelnde Gewinnaussichten nicht Grundlage für ausbleibende Innovationen sein sollten.
Außerdem wäre neben der Erforschung der Krebserkrankungen bei Kindern eine verbesserte Struktur zur Langzeitnachsorge wichtig. Denn wir wissen aus großen internationalen Studien, dass etwa zwei Drittel der als von der Krebserkrankung geheilt geltenden Kinder und Jugendlichen im Laufe ihres Lebens an Spätfolgen erkranken, ein Drittel davon schwer. Die lebenslange Nachsorge – im Sinne einer Vorsorge – muss daher etabliert werden.
Dazu kommt, dass es Probleme in der Finanzierung der Kinderonkologie gibt. Beispielsweise kommen Betreuungszentren oftmals nicht ohne Fördermittel und Spenden aus. Außerdem können auch neue, meist teure Therapiemöglichkeiten nur selten erprobt werden.
2. Gibt es von der Gert und Susanna Mayer Stiftung geförderte Projekte, die den Problemen in der Kinderonkologie entgegenwirken?
Wir haben in unserer Wirkungszeit schon über 20 Projekte gefördert, von der Forschung über die Selbsthilfe bis zum Ausbau der Versorgungsstruktur in der Kinderonkologie. Unsere Förderthemen sind also sehr vielfältig.
Besonders war zum Beispiel das Projekt, bei dem wir das Kinderkrebs-Zentrum Hamburg unterstützt haben. Das Zentrum erforschte verschiedene Subtypen von Ependymomen. Die Ergebnisse der Studie sollen den Ärztinnen und Ärzten helfen, auf Grundlage einer besseren Diagnostik die richtige, möglichst nebenwirkungsarme Behandlung dieses Hirntumors zu finden. Das Besondere an dem Förderprojekt ist, dass wir uns eine schnelle Translation der Ergebnisse in die Praxis erhoffen. Denn die zeitnahe Überführung der Theorie in die klinische Praxis geschieht in der Kinderonkologie häufig noch zu langsam. Durch die enge Vernetzung des Kinderkrebs-Zentrums Hamburg mit der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, an der sich unter anderem die Ependymom-Studienzentrale befindet, könnte eine schnelle Umsetzung der Erkenntnisse in die Praxis erfolgen.
Wir hoffen, dass unser Projekt als Beispiel für gute Translation wahrgenommen wird.
3. Welche Chancen sieht die Gert und Susanna Mayer Stiftung in der Nationalen Dekade gegen Krebs?
Wir sehen in der Nationalen Dekade gegen Krebs die Möglichkeit, uns mit allen Akteuren der Krebsforschung zu vernetzen. Aus der Unterstützerveranstaltung haben wir gelernt, dass es zwar eine vielfältige Unterstützerlandschaft gibt, die aber im Kern dasselbe Ziel verfolgt, nämlich die Versorgung von Krebspatientinnen und Krebspatienten zu verbessern. Die Dekade bietet uns die Chance auf echte Veränderung, da Probleme am besten im weiten Kreis lösbar sind. Ich bin mir sicher, dass wir durch die Zusammenarbeit in diesem Jahrzehnt die Situation von krebskranken Kindern und Jugendlichen verbessern können.
Kontakt zur Gert und Susanna Mayer Stiftung
Wer gerne noch mehr über die Gert und Susanna Mayer Stiftung herausfinden möchte, findet weitere Informationen auf der Website. Außerdem ist die Stiftung in den sozialen Netzwerken Twitter, Facebook und Instagram vertreten.
Christian Müller über die Besonderheiten der Kinderonkologie
Wir sollten uns vor Augen führen, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind. Das heißt: Krebserkrankungen bei Kindern müssen als eigenständige Erkrankungen wahrgenommen werden, die spezielle Versorgung erfordern: von gesetzlichen Rahmenbedingungen bei Therapiestudien über Forschungsaktivitäten der Industrie und Strukturen, die über das Gesundheitssystem zu finanzieren sind, bis hin zur Langzeitnachsorge.