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Welthirntumortag – neuer Therapieansatz bei ZNS-Lymphomen

Hirntumoren sind für Ärztinnen und Ärzte wie für Betroffene und deren Familien immer noch eine besondere Herausforderung. Im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs prüft eine Studie das Optimierungspotential bei der Behandlung von Älteren.

Welthirntumortag 8. Juni: Die graue Schleife steht international für Solidarität mit Hirntumorpatientinnen und -patienten. Kampagne der Hirntumorhilfe zum Welthirntumortag 2023
Am 8.6. ist Welthirntumortag. Die graue Schleife steht international für Solidarität mit Hirntumorpatientinnen und -patienten. © Hirntumorhilfe

Bösartige Hirntumoren sind noch immer schwer zu therapieren. Allein in Deutschland erkrankten im Jahr 2020 laut RKI ca. 7.300 Menschen an einem primären Hirntumor; primär bedeutet, dass der Tumor seinen Ursprung im Gehirn nimmt und es sich nicht um Metastasen einer anderen Krebsart handelt. Vor allem die aggressiven Formen der Hirntumoren gehören zu den am schwersten zu behandelnden Krebserkrankungen.

Im Kampf gegen Tumoren des Gehirns werden neurochirurgische Maßnahmen, Chemo- und Strahlentherapie, Immun- und Antikörpertherapie eingesetzt. Doch trotz großer Fortschritte in der medizinischen Behandlung ist Heilung für Patientinnen und Patienten mit bösartigen Hirntumoren nach wie vor nur selten möglich, weil die Lokalisation und die Biologie des Tumors die Therapie besonders schwierig machen. Die relativen 5-Jahres-Überlebensraten für bösartige Hirntumoren liegen für Männer bei 21 Prozent und für Frauen bei 23 Prozent.

Umso wichtiger ist es, Hirntumoren genauer zu erforschen und Behandlungsmöglichkeiten ständig weiterzuentwickeln. Jede kleine wissenschaftliche Innovation ist ein Erfolg im Kampf gegen diese Krankheit und kann helfen, Überlebenschancen und Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Illustrative Darstellung eines Tumors im Gehirn Hirntumor
Immer noch schwer zu therapieren: bösartige Hirntumoren. © Getty Images/2019 Flavio Coelho

Verbesserung der Versorgungspraxis

Um die gängige Praxis zu überprüfen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs Studien, die das Potenzial haben, die Behandlung von Patientinnen und Patienten grundlegend zu verändern. Eine dieser Vergleichs- und Optimierungsstudien ist PRIMA-CNS.

Was genau erforscht die Studie?

Die Vergleichsstudie der Universitätsklinik Freiburg richtet sich an Patientinnen und Patienten, die älter als 65 Jahre sind und einen aggressiven Hirntumor, in der Fachsprache als primäres ZNS-Lymphom (PZNSL) bezeichnet, aufweisen. ZNS-Lymphome sind Ansammlungen bösartig veränderter Immunzellen im Rückenmark oder Gehirn. Sie machen circa 3 bis 5 Prozent aller primären Hirntumore aus. Bei dieser Krebserkrankung hat die systemische Therapie einen besonderen Stellenwert. Die genaue Kombination, Dosierung und Abfolge der Medikamente sollen durch die klinische Studie optimiert werden.

Die Studie ging im Juni 2022 in die zweite Förderphase und startete im dritten Quartal 2023 damit, Patientinnen und Patienten für eine Teilnahme zu gewinnen. Die klinische Untersuchung soll zwei in Deutschland eingesetzte Therapieansätze für ältere Patienten (über 65 Jahre bis einschließlich 70 Jahren) mit Erstdiagnose eines PZNSL miteinander vergleichen:

Bei der bisher üblichen Behandlungsart erhalten die Studienteilnehmenden über mehrere Monate eine Kombination aus Immuntherapie und Chemotherapie, gefolgt von einer unterstützenden Erhaltungstherapie in Tablettenform.

Bei der zweiten Therapiemethode bekommen die Betroffenen eine kürzere, jedoch intensivere Hochdosis-Chemotherapie, auf die eine autologe Stammzelltransplantation folgen muss, um die durch die Therapie zerstörte Blutbildung im Knochenmark wieder aufzubauen. Dieses Konzept wurde bereits im Rahmen einer kleineren Studie bei älteren PZNSL-Patientinnen und -Patienten untersucht und hatte eine gute Wirksamkeit dieser Therapie gezeigt. Nun folgt ein direkter Vergleich mit der bisherigen Standardtherapie in der PRIMA-CNS Studie.

Im Fokus steht die Frage, inwieweit körperlich fitte Erkrankte, die älter als 65 Jahre sind, auch von dem intensivierteren Therapieansatz profitieren können. Ziel ist eine bessere Heilungsrate und erhöhte Lebensqualität der Betroffenen. Zudem hoffen die Forschenden, dass damit künftig auch Betroffene erfolgreich behandelt werden können, für die die bisherige Therapie zu belastend ist.

„Durch zahlreiche Vorstudien konnten wir dieses Therapieprinzip bereits bei jüngeren Patienten als internationalen Therapiestandard etablieren. Erste Erfahrungen bei älteren Patienten sind vielversprechend“, berichtet PD Dr. Elisabeth Schorb, Projektleiterin und Leitung der Klinischen Studienzentrale und Early Clinical Trials Unit am Universitätsklinikum Freiburg.

Die Studie wird an 41 Zentren in Deutschland sowie drei weiteren Zentren in Österreich in enger Zusammenarbeit mit Patientenvertreterinnen und -vertretern durchgeführt und soll bis Ende 2030 abgeschlossen sein.

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