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Vision Zero: Jede vermeidbare Krebserkrankung verhindern

Der Verein Vision Zero, Unterstützer der Nationalen Dekade gegen Krebs, veranstaltete am 20. und 21. Juni seinen jährlichen Kongress für eine Zukunft ohne Krebstode. Dafür braucht es neue Wege und intelligente Konzepte – eine Vision Zero in der Onkologie.

Der Verein Vision Zero verfolgt den Leitgedanken: Jeder Krebstote ist einer zu viel. Um dem zu begegnen, müsse jeder Stein umgedreht werden. „Dazu braucht es Mut und ein neues Denken – ohne Stakeholder-Lobbyismus“, betont Professor Christof von Kalle zu Beginn des diesjährigen Vision Zero Summits.

Herausragendes Beispiel: Die Nationale Dekade gegen Krebs

Hier lobt Daniel Bahr, Vorstand des Vision Zero e.V., die Nationale Dekade gegen Krebs. Viele Vorhaben, so berichtet der ehemalige Bundesminister für Gesundheit, scheiterten an einem Wechsel der Legislaturperiode oder der Regierung. Die Dekade gegen Krebs habe es sich bewusst zum Ziel gesetzt, hiervon unabhängig das Thema Krebs zu besetzen und das sei gelungen. „Wir als Vision Zero sind sehr stolz, auch Unterstützer der Nationalen Dekade gegen den Krebs zu sein“, übergibt er das Wort an die Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Judith Pirscher.

Sie zeigt auf, dass die Dekade gegen Krebs viele Schnittpunkte mit den Zielen von Vision Zero hat: „Jeden Stein umdrehen, um Krebs zu bekämpfen! Dafür bringt die Dekade gegen Krebs alle an einen Tisch.“ Alle­­­, das umfasst sowohl Forschende, Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, als auch die Pharmaindustrie, Verbände – und Patientinnen und Patienten.

Vor allem letzteres ist ein Novum: die systematische Beteiligung von Betroffenen in der Forschung. Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger hatte bereits im Februar die Allianz für Patientenbeteiligung ausgerufen. Die konsequente Umsetzung des Themas bei allen Ausschreibungen unterstreicht Pirscher: „Projekte werden von uns nur gefördert, wenn Betroffene beteiligt sind.“ Beim Ausbau des NCT entstehe zudem eine Patientenakademie, um eine Mitarbeit auf Augenhöhe zu ermöglichen.

Kulturwandel durch die Nationale Dekade gegen Krebs

Michael Baumann (DKFZ) beim Vortrag. Vision Zero MB
Michael Baumann (DKFZ) legt die nächsten Ziele dar: „Wenn wir in zehn Jahren die Community aufbauen, viele Modelle gestalten, nachhaltige Strukturen aufbauen, werden wir am Ende der Dekade ein nachhaltig starkes und international hochkompetitives System erarbeitet haben, was über die nächsten Jahrzehnte tragen kann.“

„Die Dekade läuft über zehn Jahre. Das schreibt man so schnell hin, aber das ist etwas ganz Besonderes“, fügt Professor Michael Baumann, Ko-Vorsitzender des Strategiekreises der Dekade gegen Krebs und Vorstandvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hinzu. So könne ein System erzeugt werden, das eine stabile Grundlage für die nächsten Jahrzehnte bilde. 

Baumann ist überzeugt, dass sich durch die Dekade schon jetzt ein Kulturwandel zeige: „Gespräche finden anders statt.“ Er hebt das neue Ausschreibungskonzept hervor, durch das sich völlig neue Arten von Netzwerken zusammenfinden könnten. Zudem sei die Patientenbeteiligung für alle Aktivitäten in der Dekade zentral und das auf allen Entscheidungsebenen.

Patientenbeteiligung auf allen Ebenen
Am DKFZ wurde auch der erste deutsche „Patientenbeirat Krebsforschung“ gegründet. Dessen Vorsitzender, Rudolf Hauke, bekräftigt die konsequente Einbindung von Patientenvertretenden bei der Erarbeitung des Konzepts für den Ausbau des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) im Rahmen der Dekade gegen Krebs. Dies sei eine Premiere in Deutschland.

Austausch über den aktuellen Stand und nächste Ziele
Weitere Vorträge von Patientenvertretenden und Forschenden gaben eine Vorstellung von der Vielseitigkeit, mit der gegen den Krebs auf allen Ebenen vorgegangen wird. Unter anderem wurden konkrete Maßnahmen und intelligente Konzepte vorgestellt, die die Verhinderung und Früherkennung von Krebserkrankungen mit überschaubarem Aufwand zum Ziel haben. Vortragsthemen waren zudem der aktuelle Stand der Präzisionsdiagnostik und maßgeschneiderter Therapien. Breiten Konsens gab es unter den Beteiligten, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorangetrieben werden müsse.

Im Rahmen des Kongresses konnte sich die Industrie in Foren über aktuelle Entwicklungen und Bedarfe in der Biomedizin und Medizintechnik sowie der klinischen Forschung in Deutschland austauschen. Spitzenforscherin Özlem Türeci, die im Strategiekreismitglied der Dekade vertreten ist, erläuterte aus ihrer Sicht, was es für eine schnelle Überführung innovativer Forschungsergebnisse hin zum Krankenbett braucht.

Vision Zero Innovationspreis

Prof. Michael Hallek beim Vortrag. Vision Zero Plenum
Prof. Michael Hallek, Mitglied im Strategiekreis der Dekade gegen Krebs, verlieh den Vision Zero Innovationspreis an Dr. Theresa Bunse (DKFZ) für ihre molekulare Forschung an einem Impfstoff gegen das schwer zu therapierende Maligne Gliom.

Zu guter Letzt wurde auf dem Summit der Vision Zero Innovationspreis verliehen. Er ging in diesem Jahr an die Forscherin Theresa Bunse für die Identifizierung von molekularen Mechanismen bei sehr aggressiven Hirntumoren, an denen Krebsimpfstoffe ansetzen können. Solche immuntherapeutischen Ansätze sind ein großer Hoffnungsträger der Onkologie.

All dies beflügelte und nach diesem bereichernden Kongress lag in der Luft, was Staatssekretärin Pirscher in ihrem Vortrag bereits vorgriff: Sie sei „überzeugt, dass wir unsere Ziele erreichen, weil wir herausragende Forschende in unserem Land haben, weil wir alle Kräfte bündeln, weil wir alle zusammen konkret handeln, weil wir alle zusammen dem Krebs die rote Karte zeigen!“

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