Am 04. September ist Tag der sexuellen Gesundheit
Humane Papillomviren (HPV) gelten als Auslöser mehrerer Krebsarten und werden bereits häufig beim ersten Sexualkontakt übertragen. Die HPV-Impfung bietet Männern wie Frauen schon seit längerem einen effektiven Schutz – in Deutschland wird sie allerdings noch zu selten genutzt.
Der Wissenschaftler Harald zur Hausen († 2023) vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) erbrachte 1982 als erster den Nachweis, dass humane Papillomviren (HPV) Auslöser von Gebärmutterhalskrebs sind und erhielt dafür 2008 den Nobelpreis. Auf dieser Grundlage konnte 2006 erstmals eine Impfung gegen die krebsauslösenden Viren entwickelt werden. Die sogenannte HPV-Impfung wird seit 2007 von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Mädchen empfohlen.
Inzwischen weiß man, dass die Viren auch Krebserkrankungen in Mund- und Rachenraum, im Darmausgang sowie im männlichen Genitalbereich auslösen. Gefährdet sind daher beide Geschlechter. Seit 2018 gilt die Impfempfehlung der STIKO deshalb für Mädchen und Jungen. Im besten Fall sollte im Alter von 9 bis 14 Jahren geimpft werden – noch vor dem ersten Sexualkontakt, über den die Erreger übertragen werden.
Kann auch nach dem ersten Sex noch gegen HPV geimpft werden?
Auch nach dem ersten Sex können und sollten ungeimpfte Mädchen und Jungen noch gegen HPV geimpft werden. Selbst wenn es dann schon zu einer chronischen HPV-Infektion gekommen sein sollte, kann die Impfung trotzdem noch einen Schutz vor den anderen im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen bieten. Je früher die Impfung nachgeholt wird, desto besser. Die Impfung kann verspätet noch bis zum 18. Geburtstag auf Kosten der Krankenkassen erfolgen.
Impfbeteiligung in Deutschland noch ausbaubar
Das DKFZ, das auch Partner der Nationalen Dekade gegen Krebs ist, weist darauf hin, dass sich für einen flächendeckenden Schutz Aller (so genannte Herdenimmunität) mehr Menschen gegen HPV impfen lassen sollten. Eine Impfquote von 70 Prozent wäre hierfür notwendig, in Deutschland ist diese jedoch längst nicht erreicht. Die skandinavischen Länder und Australien hingegen vermelden Impfquoten von 80 bis 90 Prozent. Tatsächlich belegen Studien, dass in Australien seit der Einführung des Impfprogramms deutlichen weniger Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert werden. „Ich freue mich sehr darüber, dass nun mehr und mehr Daten die Wirksamkeit der HPV-Impfung belegen, nicht nur für Krebsvorstufen, sondern auch für Gebärmutterhalskrebs. Ich wünsche mir, dass diese gute Nachricht noch deutlich mehr Eltern davon überzeugt, ihre Kinder gegen krebserregende HPV impfen zu lassen“, sagte Harald zur Hausen im Rahmen des Welt-HPV-Tages im März 2022.
Jedoch geht die Impfbeteiligung im Vergleich zu früheren Werten eher zurück. Die Barmer Krankenkasse berichtet in ihrem Arzneimittelreport 2024 nach Auswertung ihrer Versichertendaten, dass im Jahr 2022 im Vergleich zum Rekordjahr 2015 etwa 37 Prozent weniger Mädchen geimpft wurden. Da Jungen erst seit 2018 geimpft werden, muss man für sie einen anderen Jahresvergleich heranziehen. Betrachtet man die Jahre 2021 und 2022, ging die Anzahl der Impfungen bei Jungen sogar um 31,8 Prozent zurück; im selben Zeitraum bei Mädchen um 23.5 Prozent. Die Impfraten bei beiden Geschlechtern liegen immer noch weit unter dem von der WHO und dem European Beating Cancer Plan für 2030 angestrebten Ziel einer Impfrate von mindestens 90 Prozent.
Immer noch erkranken in Deutschland jährlich viele Menschen an HPV-bedingtem Krebs. Dabei ist die HPV-Impfung eine einfache und effektive Möglichkeit, eine durch diese Viren ausgelöste Krebserkrankung zu verhindern.