Modular und einzigartig
Patientenversorgung auf höchstem Niveau, Weiterentwicklung der Krebsmedizin mit Teamspirit: Am Centrum für Integrierte Onkologie CIO werden Forschung, Therapie und Versorgung erfolgreich verbunden.
Es ist sonnig und hell an diesem spätsommerlichen Morgen in Köln. Nicht nur draußen, sondern auch drinnen, im neuen Ambulanzgebäude des CIO am Universitätsklinikum Köln. Eine kleine Gruppe startet ihren Rundgang durch das Haus, das ab November von den ersten CIO-Abteilungen bezogen werden wird. Mit dabei sind Ärzte und Patienten und Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium und Vorsitzender des Strategiekreises der Nationalen Dekade gegen Krebs.
Neuer Raum für Versorgung und Forschung
Der Bau ist nicht nur optisch beeindruckend durch die farbige Fassade und die hohen Räume – er ist auch intelligent geplant, unter Einbezug von Patienten, Ärzten und Pflegekräften. Die Architektur wurde den Abläufen des Klinikalltags und den Bedürfnissen der Patienten angepasst, „form follows function“, wie Klinikleiter Michael Hallek betont. Das Gebäude ist nach Krebsarten geclustert aufgebaut: Ein Krebspatient mit Lungenkrebs findet z.B. innerhalb seines Gebäudeteils einen eigenen Anmeldebereich sowie alle Ärzte, Psychoonkologen, Untersuchungs- und Behandlungsräume, die er braucht, er muss also keine langen Wege absolvieren. „Sieben Stunden warten für sieben Minuten Arztbesuch – das wollten wir hier vermeiden.“, bringt es Hallek auf den Punkt.
Anerkennend schaut sich Thomas Rachel alles an. „Es ist toll, wie Forschung und Versorgung hier unter einem Dach zum Wohle der Patienten realisiert werden.“ Auch den Patienten, die Wünsche und Ideen für die Ausgestaltung der Räume mit einbringen konnten, sieht man die Begeisterung an. Sie sehen den neuen Ort zum ersten Mal und freuen sich über die helle Ausstrahlung des Gebäudes. Es gibt hier keinen Raum ohne Tageslicht, und genau das braucht man nach einer Krebsdiagnose oder -therapie: Licht und sprichwörtlich „Raum“ zum Durchatmen. Auf jeder der sieben Etagen gibt es 2.500 Quadratmeter Platz, die teils durch mobile Wände jederzeit flexibel aufgeteilt werden können.
Forschung direkt nebenan
Zeitgleich entsteht ein neues onkologisches Forschungsgebäude auf dem Campus. Erklärter Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten im CIO ist die Identifizierung und Evaluation neuer molekularer Therapien für ausgewählte Krebserkrankungen und die Überführung (Translation) personalisierter Therapiekonzepte in die praktische Anwendung. Ein Beispiel, um Forschung ganz direkt in die Praxis zu übertragen, ist die Rebiopsie: Da sich Krebszellen während der Therapie verändern und die genetische Beschaffenheit der Zellen auch innerhalb eines Tumors unterschiedlich sein kann, untersuchen die Forscher Gewebeproben während und nach einer Behandlung. So können sie ihre Therapieansätze ständig verbessern. Forschung, Therapie und Versorgung würden am CIO nicht mehr als getrennte Bereiche betrachtet, sagt Professor Reinhard Büttner, Direktor des Institutes für Pathologie. „Jeder Patient wird nach der molekularen Beschaffenheit des Tumors behandelt.
Innovative Ideen für Patientenbetreuung
Für Bärbel Söhlke, die Thomas Rachel im Gespräch ihren Fall erläutert, bedeutete das die Lebensrettung. Nachdem die Lungenkrebspatientin bereits als „austherapiert“ galt, konnten die Ärzte am CIO als Ursprung ihres Tumors eine seltene Mutation nachweisen. Die Ärzte kannten aus Studien das passende Medikament, es war in Deutschland jedoch nicht zugelassen. Das Ärzteteam setzte sich sehr für die Zulassung ein und konnte sogar erwirken, dass das Medikament dann auch von der Krankenkasse erstattet wurde. Bärbel Söhlke lebt seit sieben Jahren nahezu beschwerdefrei.
Bewegt ist Thomas Rachel auch von Stärke und Wirkung der Teamarbeit, die Patient und Arzt hier praktisch umsetzen. Es ist Anspruch und Selbstverpflichtung des CIO, dass jeder Patient genau das bekommt, was er braucht. Ein Team onkologischer Lotsen hat die Aufgabe, entsprechend der individuellen Diagnose passende Ärzte, Therapeuten und Dienste zu koordinieren und den Versorgungsplan beispielsweise in interdisziplinären Sprechstunden zu erläutern. Beate Bergatt-Kuhl ist eine der Lotsinnen. „Meine Aufgabe ist es, alle Personen und alle Angebote hier zu kennen und mit jedem zu sprechen.“ Freundlich, offen und durchsetzungsstark fungiert sie als Schnittstelle, um das beste Maßnahmen-Paket für den Patienten zu schnüren, und ihm als erste Ansprechpartnerin während der gesamten Behandlung zur Seite zu stehen. Die Zufriedenheit, helfen zu können und mit engagierten Kollegen Hand in Hand zu arbeiten, ist ihr anzusehen.
Gemeinsam stärker
Michael Hallek sieht die Zukunft im Umgang mit den stark steigenden Krebsneuerkrankungen in der engen Vernetzung von Forschung, Therapie und Versorgung in Spitzenzentren. Unter seiner Leitung wurde das CIO-Erfolgsmodell daher weiter ausgerollt (s. Infobox). „Gute Ideen werden auf alle Partner übertragen.“, so sein Motto. Als Strategiekreismitglied der Nationalen Dekade gegen Krebs bringt er diese Überzeugung und sein Praxiswissen ein, um das Ziel zu erreichen, allen Krebspatienten in Deutschland wohnortnah die bestmögliche Versorgung zu garantieren.
„Wir werden diesem Ziel mit dem Ausbau der Standorte des Nationalen Centrums für Tumorerkrankung (NCT) näherkommen.“, sagt Thomas Rachel zum Abschluss. Die Umsetzung der Visionen zur Entwicklung der Krebsmedizin und zur Patientenversorgung haben ihn sichtlich beeindruckt. „Das Entscheidende ist aber nicht das Gebäude, sondern das tolle Team, das ich hier heute kennengelernt habe.“ Auch ihn hat es angesteckt, das Wir-Gefühl am CIO.