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Modellregion Bremen evaluiert Maßnahmen zur Krebsprävention

Vier von zehn Krebserkrankungen könnten durch bessere Prävention vermieden werden. In der Modellregion Bremen sollen daher Maßnahmen zur Krebsprävention evaluiert und neue Konzepte erarbeitet werden. Hierbei können Best Practices gesammelt werden – für ganz Deutschland. Das Projekt ist ein Beitrag zur Nationalen Dekade gegen Krebs.

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Prof. Dr. Ulrike Haug (li.) spricht bei der Auftaktveranstaltung über die Ziele der „Modellregion für Krebsprävention“ im Rathaus Bremen. © Cloes/BIPS

Die Ursachen, die zu Krebs führen, sind vielfältig und oft nicht eindeutig zu bestimmen. Neben genetischer Veranlagung, Krankheitserregern, Umweltfaktoren und dem häufigsten Grund für die Entstehung von Krebs, ­­rein zufälligen Zellmutationen, kann auch der Lebensstil eine Rolle spielen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass rund 40 Prozent der Krebserkrankungen durch bessere Vorbeugung vermieden werden könnten.

Krebsprävention

Die Wissenschaft unterscheidet zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention.

Während die Primärprävention darauf abzielt, die Entstehung von Krebs von Anfang an zu verhindern (z.B. durch gesundheitsfördernde Maßnahmen wie eine Ernährungsberatung oder Bewegungsförderung; ebenso wie durch eine präventive HPV-Impfung) liegt der Fokus im Bereich der Sekundärprävention auf der Früherkennung von Krebs und dem Verhindern seines Fortschreitens. Das gesetzliche Früherkennungsprogramm umfasst hierzu die Brust-, Darm-, Gebärmutterhals-, Haut- und Prostatakrebsfrüherkennung. Die sogenannte Tertiärprävention hingegen setzt nach dem Abschluss einer Therapie an und versucht Spätfolgen und Rückfälle zu verhindern sowie den Wiedereinstieg in den Alltag für die Betroffenen zu erleichtern.

Mehr Informationen zur Vorbeugung und Früherkennung von Krebs gibt es beim Krebsinformationsdienst.

Wie das gelingen kann, wird künftig das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in der Modellregion Bremen, dem Sitzland des Institutes, erforschen. „Das alleinige Wissen um das Potential der Krebsprävention reicht nicht aus. Entscheidend ist es, Krebsprävention in der Bevölkerung wirksam umzusetzen und dabei die verschiedenen Lebenswelten und Lebensphasen im Blick zu haben“, so beschreibt Prof. Dr. Ulrike Haug, Initiatorin des Projekts und Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am BIPS, das Vorhaben bei der Auftaktveranstaltung im Bremer Rathaus im Juli 2022.

Ulrike Haug ist froh, dass die „Modellregion Bremen“ als Beitrag zur Nationalen Dekade gegen Krebs initiiert werden konnte. Die Ausschöpfung des Potentials der Krebsprävention auf Basis neuer Erkenntnisse der Präventionsforschung ist eines der Schwerpunktthemen der Dekade gegen Krebs: Eine der drei Arbeitsgruppen der Dekade, die AG Prävention, deren Mitglied auch Haug ist, befasst sich mit der Frage, wie wir erreichen können, dass weniger Menschen an Krebs erkranken. Die Leitung des Projekts liegt bei Ulrike Haug in den besten Händen: Im Jahr 2020 wurde die Wissenschaftlerin mit dem Vision Zero-Präventionsaward für ihre Verdienste in der angewandten Darmkrebspräventionsforschung ausgezeichnet.

Das BIPS

Das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) ist Teil der Leibniz-Gemeinschaft, zu der 97 selbstständige Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland gehören. Der Schwerpunkt des BIPS liegt darauf, die Ursachen von chronischen, nicht übertragbaren Erkrankungen zu erforschen und neue Konzepte zu deren Vorbeugung zu entwickeln.

Damit die Möglichkeiten der Prävention und Früherkennung bestmöglich ausgeschöpft werden, brauche es eine pragmatische Konzeption der Maßnahmen und Zusammenarbeit mit bestehenden Institutionen, wie Schulen und Krankenkassen, so die Projektverantwortlichen. Wie solche Maßnahmen aussehen könnten, wird nun in Bremen erprobt.

Dies geschieht in drei Phasen: Im ersten Jahr werden zunächst alle bestehenden Angebote zur Krebsprävention und -früherkennung systematisch erfasst. Eine Reihe neu abgestimmter Maßnahmen soll im darauffolgenden Jahr auf den Weg gebracht und begleitend evaluiert werden. Zum Abschluss erfolgt im dritten Jahr eine Gesamtbewertung des Projekts. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund: Gibt es Veränderungen im Gesundheitsverhalten oder bei der Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen (auch im Vergleich zur Kontrollregion)? Sowie langfristig betrachtet: Lassen sich Auswirkungen auf die Zahl der Krebs- und Todesfälle oder mögliche positive Effekte auf andere, nicht ansteckende Erkrankungen, wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle beobachten?

Die Antworten darauf könnten vielversprechend für die Präventionsforschung in ganz Deutschland sein und dabei helfen, die bestehende (Implementierungs-)Lücke zwischen dem Wissen über ein großes Präventionspotential und dem tatsächlichen Transfer in die Praxis zu schließen.

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