Frauengesundheit heißt auch Brustkrebs-Vorsorge
Eine neue Methode könnte helfen, bei Frauen mit dichtem Brustdrüsengewebe Krebs besser zu erkennen. Anlässlich des Weltbrustkrebsmonats Oktober informiert die Dekade gegen Krebs über Forschung zur Verbesserung des Mammographie-Screenings.
Brustkrebs (medizinisch: Mammakarzinom) ist eine der gefürchtetsten und mit rund 69.000 jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland die häufigste Krebsart bei Frauen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts betreffen etwa 30 Prozent aller Krebserkrankungen bei Frauen die Brustdrüse. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs und etwa eine Frau von 28 verstirbt an dieser Krebsart.
Die Prognose der Betroffenen hängt stark vom Erkrankungsstadium bei Diagnose ab. So leben fünf Jahren nach ihrer Diagnose von den Frauen, deren Krebs im frühen Stadium (UICC-Stadium I) entdeckt werden, noch genauso viele wie in der Allgemeinbevölkerung – dagegen versterben von Frauen, die sich bei der Diagnose bereits im weit fortgeschrittenen Stadium befinden, im selben Zeitraum bereits 71 Prozent mehr als in der Allgemeinbevölkerung.
In Deutschland bietet das seit dem Jahr 2007 flächendeckend arbeitende Mammographie-Screening im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre eine Röntgenuntersuchung der Brust mittels digitaler Mammographie an. Das Ziel des ist es, durch eine frühzeitigere Diagnose die Heilungs-Aussichten von an Brustkrebs erkrankten Frauen zu verbessern, also die Sterblichkeit zu senken sowie diese möglichst schonend und brust-erhaltend behandeln zu können.
Die aktuelle Evaluation des Mammographie-Screenings zeigt, dass das Programm – gemeinsam mit den verbesserten Behandlungsmethoden – zu einer messbaren Reduktion der Brustkrebs-Sterblichkeit beigetragen hat. Doch Brustkrebs stellt nach wie vor in Deutschland die häufigste Krebstodesursache dar.
Ein Grund könnte eine bekannte Schwäche der bisherigen Methode sein: Sie erkennt Tumoren aufgrund des geringeren Kontrasts bei Frauen mit dichtem Brustdrüsengewebe nicht verlässlich. Die Treffsicherheit der Mammographie sinkt von im Durchschnitt 80 Prozent bei eher fettreichen Brüsten auf Werte von um 30 Prozent bei sehr dichten Brüsten (mehr Drüsenanteil, weniger Fett).
Die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) oder Kernspintomographie der Brust ist insbesondere bei Frauen mit dichtem Drüsengewebe der Mammographie im Hinblick auf die Früherkennung von Brustkrebs deutlich überlegen. Das Verfahren war bislang aber zu aufwendig für den flächendeckenden Screening-Einsatz. Die Radiologin Prof. Christiane Kuhl aus Aachen hat nun eine sogenannte „fokussierte MRT“ entwickelt, die, wie eine kürzlich hochrangig publizierte US-Studie zeigt, bei Frauen mit erhöhter Drüsenkörper-Dichte Brustkrebs mit erheblich höherer Empfindlichkeit entdeckt als die digitale Mammographie und sogar als ihre technische Weiterentwicklung, die sogenannte Tomosynthese oder „3D-Mammographie“. Die fokussierte MRT verwendet keine Röntgenstrahlung, benötigt jedoch die Injektion eines gut verträglichen Kontrastmittels. Eine Kompression der Brust wie bei der Mammographie ist ebenfalls nicht nötig.
Um das Verfahren im Rahmen des Mammographieprogramms anbieten zu können, müssen zunächst Praktikabilität, Kosten, Nutzen und mögliche Nachteile in der praktischen Anwendung ermittelt und systematisch mit dem aktuellen Standard der digitalen Mammographie, verglichen werden.
Eine geplante Studie namens ABBREMAS (ABbreviated Breast MRI for Risk-Adjusted Screening: A Prospective Randomized Controlled Clinical Trial), ebenfalls unter Federführung von Prof. Kuhl, will dafür Probandinnen zwischen 52 und 67 Jahren, deren Brustdrüsendichte zu den obersten 20 Prozent gehört, per Zufallsverfahren in eine von zwei Gruppen einteilen. Die eine Gruppe erhält dann die herkömmliche Screening-Mammographie; die zweite Gruppe dagegen eine fokussierte MRT (abbreviated breast Magnet Resonance Imaging oder Ab-MRT; deutsch: „fokussiertes MRT“).
Das Forschungsvorhaben gehört zu den 13 Vergleichs- und Optimierungsstudien mit hohem Potenzial zur Verbesserung der Praxis, die im Rahmen der Dekade gegen Krebs ausgewählt wurden und nun zunächst eine Förderung des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die Konzeptentwicklungsphase erhalten. In einer zweiten Begutachtungsrunde wird über eine anschließende Förderung zur Umsetzung der Hauptstudie entschieden.
Eine Besonderheit an dieser Ausschreibung des BMBF ist, dass Patientenvertreterinnen und Patientenvertreter von Anfang an in die Konzipierung der Studie aktiv mit eingebunden werden. Mit der Projektförderung ermöglicht das Ministerium zudem erstmals die systematische und gezielte Förderung dieser häufig sehr aufwendigen und teuren Studien, von denen aber sehr große Patientengruppen profitieren und teilweise gleichzeitig Behandlungskosten gesenkt werden können.