Felix Burda Award 2021
Vom 21.-23. Juli wurden - erstmals rein virtuell - die Felix Burda Awards verliehen. Drei Sieger in drei Kategorien erhielten die Auszeichnung, die die Felix Burda Stiftung seit 2003 für außergewöhnliches Engagement für die Darmkrebsvorsorge auslobt.
Der Wissenschaftskabarettist Vince Ebert und Stiftungsvorständin Dr. Christa Maar begrüßten – diesmal virtuell – herzlich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In diesem Jahr hatten sich 40 Projekte um die Preise beworben, von denen sechs in den beiden Kategorien „Engagement des Jahres“ und „Medizin & Wissenschaft“ von einer unabhängigen Jury nominiert wurden.
Kategorie "Engagement des Jahres"
Die nominierten Projekte
A ‘comic-style’ book to create colorectal cancer awareness
Luc Colemont (Stop Darmkanker), Mario Boon (Designer), Mariacristina Federico (Colorist)
Mono Polyp – per Augmented-Reality-App auf Polypen-Jagd durch die City
Klinikum Dortmund gGmbH: Marc Raschke, Marcel Sandmann und Ilona Jahnke
Präventionskampagne „Darmgesund in Moers“
Bürgermeister Christoph Fleischhauer (Stadt Moers), Ralf Engels (Stiftung Krankenhaus Bethanien für die Grafschaft Moers), Ralf H. Nennhaus (St. Josef Krankenhaus GmbH, Moers), Jochen Purrmann (Praxis Purrmann, Moers)
Gemeinsam hatten die außergewöhnlichen Projekte, dass sie auch schwer erreichbare Zielgruppen adressierten.
Das Gewinnerprojekt
Laudatorin Cathy Hummels verkündete das Siegerprojekt der Kategorie "Engagement des Jahres": Die Präventionskampagne „Darmgesund in Moers“.
Neben den offiziellen Projektpartnern engagierten sich auch eine gastroenterologische Praxis, Mitglieder der Selbsthilfegruppe ILCO und die Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen in der umfangreichen Aufklärungskampagne zum Thema Darmkrebs. Ziel war es, die Öffentlichkeit in der Stadt Moers zu informieren und gegenüber einem Vergleichszeitraum 1.000 Menschen zusätzlich zur Teilnahme an einer Vorsorgekoloskopie zu motivieren. Mit Polly, dem Maskottchen mit niederrheinischem Dialekt, rief das Aktionsbündnis im Kampagnenzeitraum von März bis November 2019 auf 42 Veranstaltungen und umfangreicher Außenwerbung auf verschiedenen medialen Kanälen zur Darmkrebsvorsorge auf. Und tatsächlich konnten im Kampagnenzeitraum sogar 1.100 zusätzliche Koloskopien im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden.
KATEGORIE "MEDIZIN & WISSENSCHAFT"
Auch in der Kategorie Medizin und Wissenschaft standen drei Projekte zur Auswahl:
Hier bewarb sich u.a. ein Team des Unternehmens Novigenix SA, das sich mit der Weiterentwicklung eines molekularen Bluttests zur Früherkennung von Darmkrebs auseinander setzt. Basis des im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befindlichen Tests ist der Nachweis von Veränderungen bestimmter Genprodukte im Blut aufgrund einer Reaktion des Immunsystems, die mit Darmkrebs und seinen Vorstufen einhergehen. Ende 2019 gab das Unternehmen die Entdeckung eines neuen erweiterten Biomarkers bekannt, der eine signifikante Verbesserung des Tests verspricht.
Originalarbeit (PDF, 546kB, Datei ist nicht barrierefrei) zur Entwicklung des Vorläufertests (American Association for Cancer Research)
Publikation zur Entdeckung eines neuen erweiterten Biomarkers (Annals of Oncology)
Mit ihrer eingereichten Arbeit hatten die Bewerbenden des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung einen bislang nicht bekannten Mechanismus der Darmkrebsentstehung entdeckt und eine Erklärung geliefert haben, warum Erkrankungen wie Adipositas mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen. Sie zeigten erstmals an Mäusen, dass ernährungsbedingtes starkes Übergewicht eine Insulinresistenz der Darmschleimhaut (dem Darmepithel) auslöst, was deren Schutzfunktion beeinträchtigt und damit Darmkrebs begünstigt.
Mehr zur Forschung der Arbeitsgruppe (Max Planck Institut für Stoffwechselforschung)
Die Forschenden vom Deutschen Krebsforschungszentrum/NCT Heidelberg haben untersucht, wie sich Darmkrebs in der Familienvorgeschichte auf das eigene Darmkrebsrisiko bei Verwandten zweiten Grades auswirkt. Dabei zeigte sich, dass Halbgeschwister von Krebspatienten das höchste Risiko unter allen Verwandten zweiten Grades haben. Mit dieser Arbeit haben die Bewerber eine Grundlage geschaffen, um eine neue Hochrisikogruppe insbesondere für eine Darmkrebserkrankung im jüngeren Erwachsenenalter zu definieren und so die Darmkrebsvorsorge am individuellen Risiko auszurichten (risikoadaptierte Früherkennung).
Zur Originalarbeit (BMJ)
Bluttest für eine bessere Darmkrebsfrüherkennung ist Gewinner der Kategorie Medizin & Wissenschaft
Laudator und Jury-Mitglied Dr. Berndt Birkner, selbst Gastroenterologe, verkündete die Gewinnerinnen und Gewinner der Kategorie Medizin & Wissenschaft: die Mitarbeiter des Unternehmens Novigenix SA mit ihrer Entwicklung eines immunologischen Tests via Blutanalyse für die Früherkennung von Darmkrebs.
Aktuell zählt der immunologische Stuhltest zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassenkassen ab einem Lebensalter von 50 Jahren. Dieser Test muss selbst am Stuhl durchgeführt werden, eine Schamgrenze, an der die Darmkrebsvorsorge häufig scheitert. „Einfacher wäre es natürlich, der Arzt würde Blut abnehmen, um auf diesem Weg Veränderungen im Darm feststellen zu können“, erklärt Birkner, der im Kuratorium der Felix Burda Stiftung sitzt, die Relevanz der Entwicklung.
Dafür hätten die Bewerber mit ihrem Test die Grundlage geschaffen. Bereits 2015 standen sie mit einem Vorgänger-Bluttest, der 29 Biomarker nachweisen konnte, in der engeren Auswahl des Felix Burda Awards. Der neue Test erfasst 49 solcher Marker, und das mit einer hohen Verlässlichkeit und Genauigkeit für sowohl fortgeschrittene Adenome (eine bestimmte Form von Darmpolypen und Vorstufe zu Darmkrebs) als auch für Darmkrebs. Das verspreche eine signifikante Verbesserung der Nachweisfähigkeit für Darmkrebs und seiner Vorstufen und habe somit eine höhere Wertigkeit für die Darmkrebsvorsorge, begründete Birkner die Auswahl.
EHRENFELIX – Eine Hommage an Felix Burda
Zudem wurde der Ehrenfelix verliehen, in Gedenken an Felix Burda, der in jungem Alter an Darmkrebs starb. Mit dem Ehrenfelix wird persönliches Engagement von Menschen ausgezeichnet, die wie Felix Burda die Diagnose Darmkrebs erhalten haben und sich trotz ihres schweren Schicksals für andere stark machen.
Den Ehrenfelix erhielt in diesem Jahr die Darmkrebspatientin Susanna Zsoter, die als "Krebskriegerin" über ihre Erkrankung bloggt und mit dem Verein Health Hackers die App MONK (Abkürzung für: Meine Onkologie) entwickelt hat, um anderen Darmkrebs-Betroffenen den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern. Sie erhält die silberne Nadel mit dem Schriftzug von Felix Burda für ihr Engagement.
In einer Dankesrede betont sie, sie wolle sich dafür einsetzen, „Menschen davor zu bewahren, den gleichen schweren Weg durch eine Krebserkrankung gehen zu müssen, wie Felix Burda und auch ich es taten." Sie fordert mehr digitale Unterstützung für Krebspatientinnen und -patienten und schloss mit den Worten: "Bitte, bitte, geht zur Darmkrebsvorsorge!"