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Eine ungelöste Frage der Krebsforschung

Zu häufig findet Krebs Wege, sich der Therapie zu entziehen oder zurückzukehren. Im Rahmen der Dekade gegen Krebs stellt das BMBF nun mehr als 30 Millionen Euro bereit, um mehr Wissen darüber aufzudecken und gezielte Therapieansätze zu entwickeln.

Personalisierte Therapie

Neue Therapieformen nutzen die molekularen und genetischen Veränderungen von Tumorzellen, deren Aufdeckung erst durch innovative Analysemethoden möglich geworden ist.

Doch noch zu häufig findet der Krebs irgendwann erfolgreiche Ausweichstrategien. Das zu ändern, ist Ziel der Forschungsförderung.

Die Krebstherapie hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Doch nach wie vor sind bestimmte Krebsarten und fortgeschrittene Tumorstadien schwer behandelbar. Die Mechanismen, mit denen Tumorzellen sich trotz Behandlung immer weiter vermehren, Metastasen bilden oder nach einer Therapie zurückkehren, sind komplex.

Gefürchtet ist die Ausbildung einer Therapieresistenz, sie stellt eines der größten Probleme in der modernen Krebsmedizin dar. Eine wichtige Rolle dabei kommt der Tumorheterogenität zu. Die weitere Aufklärung der dahinter liegenden Mechanismen hatte die Arbeitsgruppe Große ungelöste Fragen der Krebsforschung bereits zu Beginn der Nationalen Dekade gegen Krebs als prioritären Forschungsbedarf identifiziert (Mehr dazu).

Tumorheterogenität
Die Tumorzellen innerhalb eines Erkrankten können ganz unterschiedlich geartet sein. Auch Primärtumor und Metastasen können sich unterscheiden – in ihrer Art zu wachsen und sich der Behandlung und dem Immunsystem zu entziehen. © BMBF/Nationale Dekade gegen Krebs

Was hat die Tumorheterogenität mit Resistenzen zu tun?

Bei der Ausbildung von Therapieresistenzen spielt die Dynamik des Krebsgeschehens eine große Rolle. In einem Tumor gibt es eine Varianz an Zellen, die unterschiedliche Strategien nutzen, um sich zu vermehren. Aus ihnen erwachsen Zellbereiche (Tumorzellklone) mit unterschiedlichem Verhalten. Nicht nur innerhalb des Primärtumors, auch zwischen ihm und aus ihm abgesiedelten Metastasen bestehen Unterschiede. Das bezeichnet man als Tumorheterogenität.

Unter den unterschiedlichen Tumorzellen gibt es immer wieder solche, die – nach dem Darwin´schen Prinzip „survival of the fittest“ – besser mit den Lebensbedingungen zurechtkommen. Sie können der Behandlung entkommen, vermehren sich unbemerkt im Hintergrund und der Krebs kehrt irgendwann mit voller Wucht zurück. Das kann wenige Wochen oder Monate, in einigen Fällen auch Jahre dauern.

Oft hat die Erkrankung dann Metastasen gebildet, ist also weit fortgeschritten. Dann ist bislang meist keine Heilung mehr möglich. Der zurück gekehrte Krebs besteht nun mehrheitlich aus Tumorzellen, die gegen die ursprünglich wirksamen Medikamente resistent sind.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Empfehlung der Expertinnen und Experten aufgegriffen und eine Förderrichtlinie zur Erforschung von „Tumorheterogenität, klonaler Tumor-Evolution und Therapieresistenz“ im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs ausgeschrieben (Förderrichtlinie im PDF).

Zwei Forschungsverbünde sind von einem internationalen Gutachtergremium empfohlen worden und werden sich mit jeweils genau definierten Fragen innerhalb des Themenkomplexes beschäftigen:

1. Das HEROES-AYA Konsortium mit dem Forschungsschwerpunkt

“Heterogenität, Evolution und Resistenz von durch onkogene Fusionsgene getriebenen Sarkomen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“

In ihren Arbeiten widmen sich interdisziplinäre Expertinnen und Experten der Aufklärung der Tumorheterogenität am Beispiel von Knochen- und Weichteilsarkomen, die nahezu ausschließlich im Jugend- und jungen Erwachsenenalter auftreten. Diese zeigen eine sehr stark ausgeprägte Tumorheterogenität, die eine Behandlung der bereits in frühen Lebensjahren Erkrankten erschweren. Das wollen die beteiligten Forschungspartner ändern. Die Erkenntnisse sollen später auf andere Krebsarten mit stark ausgeprägter Tumorheterogenität übertragen werden.
Mehr zum HEROES-AYA-Konsortium.

2. Das SATURN3-Konsortium mit Fokus auf dem Thema

„Spatiale und Temporale Charakterisierung von intratumoraler Heterogenität in drei schwer behandelbaren Krebserkrankungen“

Die Forschenden wollen die Details hinter der Resistenzentwicklung dreier besonders davon betroffener Formen von Brust, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs aufklären. Dazu planen sie die räumliche und zeitliche Entwicklung der „Tumorheterogenität“ im Detail nachzuvollziehen. Die Erkenntnisse sollen die Behandlung dieser schwer heilbaren Krebserkrankungen zukünftig verbessern.
Mehr zum SATURN3-Konsortium

Drei Aspekte stehen bei der Förderung im Fokus:

  • Innovative Methoden zur Erforschung der Tumorheterogenität sollen (weiter-)entwickelt und validiert werden.
  • Die Mechanismen der Tumorheterogenität sollen identifiziert, analysiert und auf ihre Relevanz in der klinischen Praxis hin bewertet werden.
  • Personalisierte Behandlungskonzepte sollen entwickelt, verbessert und evaluiert werden.

Große Fragen erfordern eine große Antwort und schlagkräftige Lösungen

Die fachübergreifende Zusammenarbeit großer Teams ist explizit erwünscht. Durch die bundesweite Bündelung von Kapazitäten sollen rasche Fortschritte in der Erforschung der Tumorheterogenität erzielt werden.

Das bessere Verständnis der Tumorheterogenität und der damit verbundenen Resistenzbildung ist die Basis für die Entwicklung noch schlagkräftigerer Therapien. Die BMBF-Förderung der Grundlagenforschung in diesem Bereich ist ein wichtiger und richtiger Schritt, um die Perspektiven von Krebserkrankten zu verbessern.

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