Deklaration: „Europa: Gemeinsam gegen Krebs“
Auf der Konferenz "Europe: Unite against Cancer" trafen sich die Forschungsminister des EU-Ratspräsidentschaftstrios Deutschland, Portugal und Slowenien und verabschiedeten eine gemeinsame Erklärung für eine starke europäische Krebsforschung.
Die hochrangig besetzte Veranstaltung fand am 13. Oktober 2020 unter Schirmherrschaft der deutschen EU-Ratspräsidentschaft statt; Veranstalter war das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Mit der Nationalen Dekade gegen Krebs sowie dem vom Bundesgesundheitsministerium 2008 aufgestellten Nationalen Krebsplan wurden auf nationaler Ebene bereits klare Akzente für die Krebsbekämpfung gesetzt. In der virtuellen Konferenz wurde nun über gemeinsame Wege zur Stärkung der europäischen Krebsforschung beraten.
Neben politischen Entscheidungsträgerinnen auf höchster EU-Ebene wie der EU-Kommissarin Stella Kyriakides und der stellvertretenden Vorsitzenden des Mission Board Cancer bei der Europäischen Kommission Christine Chomienne, kamen auch Vertreterinnen und Vertreter europäischer Patientenorganisationen und relevanter Forschungsinitiativen sowie internationaler Gesundheitsinstitutionen zu Wort. Darunter beispielsweise Kathi Apostolidis, Präsidentin der European Cancer Patient Coalition, Anton Berns vom wissenschaftspolitischen Ausschuss der European Academy of Cancer Sciences und Elisabete Weiderpass, Direktorin der International Agency for Research on Cancer (Weltgesundheitsorganisation WHO).
Sie tauschten sich über den Stand der nationalen und europäischen Krebsforschung aus und betonten die Notwendigkeit von Translation und Patientenbeteiligung sowie struktureller Veränderungen, die eine bessere Vernetzung von Forschung und Versorgung ermöglichen. Bürgerinnen und Bürger wurden in den Dialog einbezogen: Sie konnten die Veranstaltung im Livestream mitverfolgen und sich per Interaktionstool Slido während der Podiumsdiskussionen mit ihren Fragen direkt an die Experten und Expertinnen wenden.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betonte in ihrer Eröffnungsrede die beispiellose Aufbruchstimmung auf europäischer Ebene. Diese manifestiert sich in der Krebsmission innerhalb des neuen EU-Forschungsrahmenprogramms Horizont Europa und dem europäischen Krebsbekämpfungsplan, die beide eng verknüpft sind. „Deutschland unterstützt diese Initiativen nachhaltig“, erklärte die Ministerin.
Gemeinsam und vernetzt gegen Krebs
Sie verkündete, Deutschland werde seinen Beitrag zum europäischen Fördernetzwerk TRANSCAN um weitere zwei Millionen Euro aufstocken. Ziel dieses im Jahr 2011 ins Leben gerufenen Netzwerks ist die Koordinierung von Forschungsaktivitäten europäischer Länder im Bereich der translationalen Krebsforschung. Als „translational“ wird eine anwendungsnahe Krebsforschung bezeichnet, wenn also Innovationen schnell ans Krankenbett gelangen.
Mehr zu TRANSCAN und den weiteren europäischen Programmen zur Krebsbekämpfung
Ministerin Karliczek forderte, Patientinnen und Patienten stärker in die Forschung einzubinden. „Um diesen wichtigen Prozess zu unterstützen, werden wir gemeinsam mit unseren Trio-Partnern der Ratspräsidentschaft eine Initiative ins Leben rufen, damit die Einbindung von Betroffenen in Europa zum Standard wird. Damit wollen wir die europäische Krebsforschung stärken und weiter voranbringen.“
Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär (PSt) bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, stellte die Nationale Dekade gegen Krebs vor, deren Strategiekreis er vorsteht. Er bekräftigte: „Wir wollen Patientinnen und Patienten zu Entscheidungsträgern ihrer Behandlung machen.“ Im Rahmen des regen Austauschs während der Podiumsdiskussion „Translationale Krebsforschung und Patienteneinbindung“ widersprach er Bedenken, ob Betroffene genügend Verständnis für komplexe Forschungszusammenhänge hätten: „Wir haben in Deutschland positive Rückmeldungen zur Patientenbeteiligung von Betroffenen und Forschenden.“
Austausch von Erfahrung und Daten
Manuel Heitor, der portugiesische Minister für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung forderte alle europäischen Länder auf, einem umfassenden translationalen Krebsforschungsansatz von der Prävention bis zur Versorgung eine größere Bedeutung beizumessen. Er verwies darauf, dass die Verknüpfung von Forschung und Gesundheitsversorgung onkologische Spitzenzentren erfordere und diese international zusammenarbeiten müssten, um eine kritische Masse für die Realisierung einer personalisierten Krebsmedizin zu erreichen.
Simona Kustec, slowenische Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Sport, berichtete über den hohen Nutzen koordinierter Maßnahmen aus nationaler Erfahrung: Das während der EU-Ratspräsidentschaft ihres Landes 2008 initiierte erste Nationale Krebsprogramm Sloweniens konnte die Zunahme der Krebsfälle im Land verlangsamen und die Überlebensrate von Krebspatientinnen und -patienten erhöhen. 2020 sei zudem erreicht worden, dass neben dem Basisdatensatz weitere Diagnose- und Behandlungsvariablen in die nationalen klinischen Krebsregister aufgenommen werden; diese stehen für die klinische Forschung zur Verfügung und erlauben eine Kontrolle der Qualität der Krebsversorgung.
Entscheidender Schritt für Europa
Zum Abschluss der Veranstaltung unterzeichneten die Forschungsministerinnen Anja Karliczek und Simona Kustec und ihr portugiesischer Amtskollege Manuel Heitor eine gemeinsame Erklärung, in der sie die EU-Mitgliedstaaten aufrufen, nationale Initiativen zur Krebsforschung zu stärken und weiterzuentwickeln und diese auf europäischer Ebene zu vernetzen. So könne ein wesentlicher Beitrag zur Krebsmission des 2021 startenden EU-Forschungsrahmenprogramms "Horizont Europa" geleistet werden.
Wesentliche Ziele der Deklaration sind:
- Bis 2030 sollen in den Mitgliedsstaaten ¾ der erwachsenen Krebspatientinnen und -patienten die Diagnose mindestens zehn Jahren überleben.
- Die bestehende Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung in den verschiedenen Regionen Europas muss abgebaut werden. Alle Menschen sollen gleichen Zugang zu der besten und modernsten Versorgung haben.
- Dafür soll die europäische Zusammenarbeit in Forschung und Versorgung ausgebaut werden, z.B. durch länderübergreifende Datennetzwerke.
- National führende und übergreifend agierende Krebszentren (translationale Spitzenzentren) mit höchster Qualität in Forschung, Versorgung und Lehre sollen eng kooperieren, zum Nutzen aller Krebspatientinnen und -patienten in Europa.
- Patientenzentrierte Krebsforschung soll langfristig zum Standard werden, um die Krebsforschung noch enger an den Bedürfnissen von Betroffenen auszurichten.
- Prävention kommt große Bedeutung zu: Wirksame und akzeptierte Methoden zur Verhinderung und Früherkennung von Krebs müssen entwickelt und implementiert werden, um die Anzahl neuer Krebsfälle langfristig zu verringern.
Die Deklaration im Volltext, PDF (englisch)
Zum Abschluss hob Anja Karliczek die Bedeutung der gemeinsamen Erklärung für eine exzellente europäische Krebsforschung hervor und appellierte an alle EU-Mitgliedstaaten, sich der Initiative anzuschließen: „Für die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger.“