Arbeitsgruppen geben Kurs vor
Spürbare Fortschritte, die schnell bei den Betroffenen ankommen und Neuerkrankungen verhindern – das wünschen sich die Menschen von der Krebsforschung und -medizin. Die Arbeitsgruppen der Nationalen Dekade gegen Krebs verfolgen diese Ziele.
Im Verlauf des ersten Dekaden-Jahres haben die Expertinnen und Experten der Arbeitsgruppen (AGs) in jeweils drei Arbeitssitzungen für die Bereiche Prävention und Krebsforschung prioritäre Forschungsschwerpunkte definiert: Tumor-Heterogenität, klonale Evolution und Therapie-Resistenz; die Zunahme von Krebserkrankungen bei jungen Menschen; risikoadaptierte Früherkennungsmaßnahmen sowie digitale Strategien, um Forschungs- und Versorgungsdaten vernetzen und auswerten zu können.
Lesen Sie hier mehr zu den Forschungsfragen der einzelnen AGs:
Arbeitsgruppe „Große ungelöste Fragen der Krebsforschung“
Wie ist es möglich, dass ein Tumor nach der Erstbehandlung schrumpft - und dann plötzlich wieder anfängt zu wachsen?
Die Entwicklung einer Therapieresistenz stellt nach wie vor eines der größten Hemmnisse der modernen Krebsmedizin und gleichzeitig eine große wissenschaftliche Herausforderung der onkologischen Forschung dar. Ein Tumor setzt sich aus verschiedenen Zellbereichen (Tumorzell-Klonen) mit jeweils unterschiedlich gearteten Krebszellen zusammen; man spricht von Tumor-Heterogenität. Die Zellklone sind extrem wandlungsfähig und durchlaufen komplexe Veränderungsprozesse. Ein Tumor kann also an unterschiedlichen Positionen unterschiedliche Merkmale aufweisen. Auch Metastasen, vom Tumor abgespaltenes und im Körper gewandertes Gewebe, unterscheiden sich sowohl vom Primärtumor als auch untereinander stark. Was den einen Klon hemmt, kann für einen anderen von Vorteil sein. So kann es sein, dass - auch wenn unter der Therapie die Anzahl der Krebszellen reduziert werden kann - sich gleichzeitig resistente Varianten bilden. Dann kommt es bei zunächst gutem Ansprechen auf die Erstbehandlung im weiteren Verlauf zu einer Therapieresistenz und damit zum Rückfall.
Die AG „Große ungelöste Fragen der Krebsforschung“ hat daher den Themenkomplex "Tumor-Heterogenität, klonale Evolution und Therapie-Resistenz" als drängendsten Forschungsbedarf eingestuft. Dieser wird im Rahmen der Dekade durch gezielte Forschungsaktivitäten in Netzwerken adressiert, um rasche Ergebnisse zum Wohle der Patientinnen und Patienten zu erzielen.
Arbeitsgruppe „Prävention“
Als besonders dringlich hat die AG „Prävention“ zwei Forschungsfragen definiert:
Wieso nehmen die Krebserkrankungen bei jungen Menschen besorgniserregend zu?
Exemplarisch anhand von Darmkrebs sollen die Ursachen in den Blick genommen und Strategien für die Gesunderhaltung und Vorbeugung (Primärprävention) der jüngeren und künftigen Generationen entwickelt werden. Außerdem müssen geeignete Maßnahmen für die Früherkennung bzw. Verhinderung des Fortschreitens der Krebserkrankung (Sekundärprävention) und zur Verhinderung des Fortschreitens oder des Eintritts von Komplikationen bei einer bereits manifesten Erkrankung (Tertiärprävention) entwickelt, erprobt und ausgewertet werden. Dafür werden Experten unterschiedlicher Fachbereiche zusammenarbeiten und sich mit internationalen Forschungsinstitutionen und mit Patientenvertretern vernetzen.
Wie können das individuelle Erkrankungsrisiko eingeschätzt und entsprechend angepasste Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen realisiert werden?
Hintergrund ist, dass die derzeitige allgemeine Krebsfrüherkennung für Menschen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko (z.B. bei erblicher Belastung oder bei Rauchern) zu kurz greift. Bei ihnen könnte ein Screening im jüngeren Alter und in ggf. kürzeren Intervallen oder mit spezifischeren Testverfahren dazu führen, dass die Erkrankung häufiger in einem besser heilbaren früheren Krankheitsstadium entdeckt wird. Außerdem könnte die Screening-Intensität bei Personen mit niedrigerem Risiko möglicherweise reduziert werden, sodass nicht nur die Therapie, sondern auch die Vorsorge von Krebserkrankungen viel besser auf den individuellen Bedarf und Nutzen angepasst und in ihrer Wirksamkeit optimiert werden könnte.
Die Krebspräventionsforschung hat durch die Nationale Dekade gegen Krebs einen höheren Stellenwert erhalten; die Dekaden-Partner Deutsche Krebshilfe und das DKFZ gründen ein Nationales Krebspräventionszentrum, um das große Potenzial der Prävention weiter auszuschöpfen.
Im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs hat das BMBF eine Richtlinie zur Förderung von Forschungsverbünden zur Prävention von Darmkrebs in jüngeren und künftigen Generationen veröffentlicht. Dazu hier mehr.
Arbeitsgruppe „Wissen generieren durch Vernetzung von Forschung und Versorgung“
Wie kann der Prozess des gegenseitigen Lernens von Forschung und Versorgung optimiert werden? Dieser Frage widmet sich die dritte AG der Nationalen Dekade gegen Krebs. Die Vernetzung und systematische Auswertung von Forschungs- und Versorgungsdaten adressiert sie als ihren Schwerpunkt.
Im Verlaufe einer vom Arzt behandelten Erkrankung fallen viele Daten an. Wenn diese zwischen Forschungsinstitutionen und Versorgungsnetzwerken verbunden und ausgewertet werden können, entsteht Wissen, z.B. über die Wirkung von Krebstherapien, die anschließend verbessert werden können. Um dies zu ermöglichen, sind Fragen zur Standardisierung von Daten, des Datenschutzes und der Datensicherheit zu beantworten.
Im Rahmen der Medizininformatik hat das BMBF eine Fördermaßnahme zur Digitalisierung, u.a. mit dem Fokus auf Krebs, veröffentlicht. Dazu hier mehr.