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Immuntherapie gegen Krebs - Patienten-Symposium des Ci3

Immuntherapien gelten als ein Hoffnungsträger der Onkologie. Über sie informierte auch in diesem Jahr das Patientensymposium des Clusters für Individualisierte Immunintervention Ci3.

Immuntherapien werden intensiv erforscht und weiterentwickelt. Auch in 2022 organisierte das Cluster for Individualized Immune Intervention (Ci3) gemeinsam mit der Association for Cancer Immunotherapy CIMT und dem Vision Zero e.V. ein Symposium für Betroffene.

Laienverständlich informierten in verschiedenen Fachvorträgen Forschende, Ärztinnen und Ärzte, sowie Mitarbeitende von Patientenvertretungen die Teilnehmenden über die Immuntherapie bei Krebs und die Bedeutung der Patientenbeteiligung in der Krebsforschung.

Patientenbeteiligung in der Krebsforschung

Professorin Özlem Türeci, Vorstandsmitglied von Ci3 und Strategiekreismitglied der Nationalen Dekade gegen Krebs eröffnete mit einleitenden Worten, wichtigen Informationen zum Veranstalter und dem Programm.

Alexia Parsons, Leiterin der Projektgruppe „Nationale Dekade gegen Krebs“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung, betonte in ihrem Grußwort die wichtige Rolle der Zusammenarbeit in der Nationalen Dekade gegen Krebs für die Krebsforschung. Sie bringe alle Stakeholder der Krebsforschung an einem Tisch zusammen, um gemeinsam dem Krebs die Stirn zu bieten. Dabei sei es zentral „die Patientinnen und Patienten in die Krebsforschung einzubeziehen. Wir sind davon überzeugt, dass alle davon profitieren.“ Patientinnen und Patienten wüssten am besten, wo Forschungserkenntnisse noch dringend notwendig sind. Anders herum könnten die Erkenntnisse und Erfahrungen der Betroffenen auch in die Forschung zurückfließen. Die Dekade gegen Krebs hat deshalb die Allianz für Patientenbeteiligung in der Krebsforschung ausgerufen, um Betroffene auch langfristig in die Krebsforschung einzubinden und Patientenbeteiligung zu einem neuen Standard zu machen.

Drei Formen der Immuntherapie

Prof. Christoph von Kalle, Direktor für klinisch translationale Wissenschaft am Berlin Institute of Health der Charité Berlin, erklärte wie Immuntherapien gegen Tumorerkrankungen eingesetzt werden können. Er spricht von „drei Geschmacksrichtungen der Immuntherapie“. Je nachdem, ob bei einem Patienten nur eine schwache Immunantwort vorliegt oder die Immunantwort durch einen Tumor behindert wird, wird eine andere Art der Immuntherapie eingesetzt. Um die Immunantwort zu verstärken, werden unter anderem Tumorvakzine geimpft oder zielgerichtete T-Zell-Therapien wie die CAR-T-Zell-Therapie beispielsweise bei Lymphomen und Leukämien angewendet. Ist die Immunantwort verhindert, so können Immunblockaden durch sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren gelöst werden. Als dritte „Geschmacksrichtung“ der Immuntherapie nennt er präventive Maßnahmen, also Impfungen gegen Erreger und Viren, welche Krebs auslösen können. Dazu gehört auch die Impfung gegen HPV, die in einem weiteren Vortrag genauer erläutert wurde. 

Prof. Christoph von Kalle, Berlin Institute of Health der Charité Berlin, beschreibt die „drei Geschmacksrichtungen“ der Immuntherapie. Online Patientensymposium Krebsimmuntherapie
Prof. Christoph von Kalle, Berlin Institute of Health der Charité Berlin, beschreibt die „drei Geschmacksrichtungen“ der Immuntherapie. © Patientensymposium Ci3

Einige der Immuntherapien stecken noch in den Kinderschuhen, sie werden geprüft und ständig weiterentwickelt. Deshalb richtete sich Professor von Kalle mit einem Appell an die zuhörenden Betroffenen: „Viele der Therapieansätze sind zum Teil noch experimentell und werden in klinischen Studien überprüft und weiter verbessert. Dabei ist es sehr wichtig, dass Sie als Patienten auch uns helfen. Lassen Sie sich also über neue Optionen und über die Möglichkeit der Teilnahme an klinischen Studien beraten. Wenn sie Ihnen sinnvoll erscheinen, nehmen Sie bitte auch an den klinischen Studien teil.“

Zum Abschluss seines Vortrags ging Professor von Kalle noch auf den Vision Zero e.V. ein. Ein Verein, bei dem er selbst Mitglied ist und welcher auch Unterstützer der Nationalen Dekade gegen Krebs ist: „Wir als Verein Vision Zero sind der Meinung, dass vermeidbare medizinische Todesfälle inakzeptabel sind“, so Professor von Kalle. Daher müssten Konzepte entwickelt werden, die von allen Menschen verstanden und auch von allen mitgetragen werden, um mit dieser tödlichen Bedrohung umzugehen. Im Zuge dessen müssen Ansätze zur Krebsbekämpfung, sei es Prävention oder präzise Diagnostik, Überführung der Forschungsergebnisse in die klinische Praxis oder eine verbesserte medizinischen Versorgung, ausgelotet und voll ausgeschöpft werden.

Die Perspektive der Patientinnen und Patienten

Die Wichtigkeit der Einbindung der Patientinnen und Patienten in die Krebsforschung betonte Rudolf Hauke, der seit der Gründung im Jahr 2018 Leiter des Patientenbeirates des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), ebenfalls Partner der Dekade gegen Krebs, ist. Aufgabe des Beirates ist es, die Patientenperspektive in der Krebsforschungsstrategie mit einzubringen und den Vorstand des DKFZ dahingehend zu beraten. Der Beirat diskutiert auch neue Impulse und strategische Entwicklung für die Krebsforschung und bringt seine Meinung zu Risiken, Hindernissen und Folgen bei Forschungsvorhaben am DKFZ ein. Der Patientenbeirat des DKFZ arbeitet aktiv in der Dekade gegen Krebs mit und setzt sich dort für die Anliegen der Krebspatientinnen und -patienten ein, insbesondere beim NCT-Ausbau.

Rudolf Hauke betonte, wie wichtig es ist, Patienten in die Krebsforschung einzubeziehen: „Mit der Dekade gegen Krebs ist sehr deutlich geworden, dass auch das BMBF ganz klare Linien vorgibt und nochmal darauf hinweist, wie wichtig es ist, dass Patientinnen und Patienten in der Forschung beteiligt werden. Deshalb haben wir seit Kurzem auch die Allianz für Patientenbeteiligung. Hier wirken bereits viele Global Player mit.“ Und er erläutert: „Der Grundsatz, um den es bei der Beteiligung der Patienten in der Krebsforschung geht, ist, die Perspektiven zusammenzuführen.“ Denn Patienten und Patientenorganisationen haben wichtiges spezifisches Erfahrungswissen, das zu mehr Patientenrelevanz der Studien führt. Zum Beispiel können sie im Rahmen des Forschungsdesigns Hinweise auf Risiko und Nutzen der geplanten Forschung geben. Um die Patientenvertreter immer zahlreicher zu aktiven Forschungspartnern gegenüber Ärztinnen und Ärtzen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu machen, sei zudem gerade auch die Nationale Patienten-Experten-Akademie (PEAK) im Aufbau.

Die Patientenvertretung hat auf europäischer und internationaler Ebene bereits viel Einfluss auf das Design klinischer Studien. In Deutschland müsse dieser Einfluss noch verstärkt werden. Rudolf Hauke empfiehlt deshalb, die Patientenvertretung frühzeitig und aktiv an Studien und Projekten zu beteiligen. So kann langfristig eine Partnerschaft zwischen Wissenschaft, Forschung sowie Patientinnen und Patienten entstehen. Die oder der Erkrankte ist dann als Forschungspartner bzw. Forschungspartnerin selbstverständlich und begegnet den Forschenden auf Augenhöhe.

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