Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Krebs
Die Krebstherapie hat in den letzten Jahrzehnten bedeutende Fortschritte gemacht: Mehr Menschen werden geheilt oder leben mit Krebs als chronischer Erkrankung. Doch während und nach der Therapie ist die Lebensqualität Betroffener oft herabgesetzt.
Ein Forscherteam des Tumorzentrums Regensburg will nun die Lebensqualität von Menschen mit Krebs verbessern. Ihr Ansatz: Die Beschwerden der Patientinnen und Patienten systematisch erfassen, die stationäre mit der ambulanten Nachsorge besser verknüpfen und im Bedarfsfall gezielt behandeln. Das dahinterstehende Konzept wurde bereits in zwei wissenschaftlichen Studien erfolgreich umgesetzt. In einer dritten Studie wurde ein Programm entwickelt, mit dem die Lebensqualität auch digital erfasst und direkt ausgewertet werden kann.
Zunächst führten die Forscherinnen und Forscher eine Studie mit Patientinnen mit Brustkrebs durch. Hierbei zeigte sich, dass sich die Lebensqualität der Patientinnen verbesserte, wenn ihre Beschwerden systematisch erfasst und ihnen frühzeitig Angebote zur Steigerung der Lebensqualität (beispielsweise Schmerz- oder Psychotherapien) gemacht wurden. In einer weiteren, vom Bundesforschungsministerium geförderten Studie sollte geprüft werden, ob sich diese Erkenntnis auch auf andere Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung übertragen lässt.
Daher rekrutierten die Forschenden 220 Patientinnen und Patienten mit einer Darmkrebserkrankung aus vier Darmkrebszentren und teilten sie nach dem Zufallsprinzip einer Behandlungs- und einer Kontrollgruppe zu. In beiden Gruppen wurde die Lebensqualität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit international etablierten Fragebögen gemessen. Die Patientinnen und Patienten füllten die Fragebögen zum einen nach der Operation in der Klinik aus sowie nach 3, 6, 12 und 18 Monaten während des Nachsorgetermins beim Hausarzt oder Onkologen.
Die Fragebögen der Behandlungsgruppe wurden für den nachsorgenden Arzt beziehungsweise die Ärztin anschaulich aufbereitet. Dazu diente eine Grafik, in der die Lebensqualität des Patienten beziehungsweise der Patientin im zeitlichen Verlauf mit Werten zwischen 0 (sehr schlecht) und 100 (sehr gut) dargestellt wurde. Die so erfassten Daten wurden ärztlichem und psychologischem Fachpersonal vorgelegt, die bei schlechter Lebensqualität schriftliche Behandlungsempfehlungen an den nachsorgenden Arzt beziehungsweise die Ärztin verschickten. LQ-Werte unter 50 Punkten galten als behandlungsbedürftig. Die Kontrollgruppe erhielt den üblichen Behandlungsstandard nach Leitlinien – ihre Angaben zur Lebensqualität wurden zwar erfasst, nicht aber an den Hausarzt zurückgemeldet und mit Behandlungsempfehlungen verknüpft.
Die Forscherinnen und Forscher bauten zudem ein Netzwerk aus Experten verschiedener Gesundheitsberufe auf, damit den Patientinnen und Patienten zeit- und wohnortnah entsprechende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung standen. „Ein solches Netzwerk, das den stationären mit dem ambulanten Bereich strukturiert und interprofessionell verknüpft, fehlt bislang in der Nachsorge weitestgehend“, erklärt die Direktorin des Tumorzentrums in Regensburg, Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke. Hierfür wurden 75 ambulante und stationäre Gesundheitsfachkräfte (für Schmerztherapie, Sozialberatung, Psychotherapie, Fitness, Ernährungsberatung, Stomatherapie, Physiotherapie) aus der Studienregion miteinander vernetzt.
Nach Auswertung der Studie zeigte sich, dass auch die Darmkrebserkrankten davon profitierten, wenn ihre Lebensqualität stärker berücksichtigt und gegebenenfalls Therapiemaßnahmen eingeleitet wurden: Die Behandlungsgruppe wies ein Jahr nach der Operation eine höhere Lebensqualität auf als die Kontrollgruppe.
In einer weiteren, von der Deutschen Krebshilfe e.V. geförderten Studie entwickelten die Forschenden ein computergestütztes Verfahren, mit dem die Patientinnen und Patienten die Fragen zur Lebensqualität auf dem Tablet beantworten können. Alternativ können nicht so technikaffine Betroffene die ausgefüllten Fragebögen per Fax übermitteln. Die Angaben werden in beiden Fällen vollautomatisiert ausgewertet. Das hat den Vorteil, dass sowohl dem Arzt oder der Ärztin als auch den Patienten die Ergebnisse unmittelbar, noch während des aktuellen Arzt- Patienten Gespräches zur Verfügung stehen. So können notwendige Therapien zeitnah eingeleitet werden.
Das Fazit von Monika Klinkhammer-Schalke: „Die Ergebnisse der Studien sprechen dafür, den therapeutischen Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität allen Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankungen zur Verfügung zu stellen und regionale Netzwerke aufzubauen und zu nutzen“.