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Forschung gegen schwer behandelbare Krebsarten

Eine große Herausforderung in der Krebsforschung sind schwer heilbare Krebsarten. Das BMBF fördert mit anderen Partnern im TRANSCAN-3-Programm translationale Verbundforschung, um Früherkennung, Diagnose sowie Behandlung und Nachsorge zu verbessern.

Das europäische Forschungsnetzwerk „ERA-NET on Translational Cancer Research" (TRANSCAN) zielt darauf ab, hoch innovative und ehrgeizige Kooperationsprojekte in der translationalen Krebsforschung auf europäischer und internationaler Ebene zu fördern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ist seit Beginn wichtiger Partner im TRANSCAN-Netzwerk. Die Stärkung der Translation, also die schnellere Verfügbarmachung von innovativen Forschungsergebnissen für Erkrankte, ist ein erklärtes Ziel der Nationalen Dekade gegen Krebs.

Das aktuelle TRANSCAN-3-Programm veröffentlicht nun eine zweite gemeinsame Förderrichtlinie: „Neuartige translationale Ansätze zur Bewältigung der Herausforderungen schwer behandelbarer Krebserkrankungen von der Frühdiagnose bis zur Therapie“

Ein DNA-Strang vor einem Bildschirm mit 1sen und Nullen. DNA_Digitalisierung
Zur Verbesserung der Überlebenschancen bei schwer heilbaren Krebsarten müssen die sich dabei abspielenden biologischen Prozesse besser verstanden werden. Eine große Rolle spielen so genannte Omics-Technologien, mit denen genetische, molekularbiologische und andere Veränderungen von Krebszellen auf verschiedenen Ebenen erfasst werden können. © AdobeStock/metamorworks

Verbesserung von Heilungschancen bei schwer zu behandelnden Krebsarten
Für die meisten Krebsarten hat sich in den letzten 40 Jahren die Überlebensrate verdoppelt. Doch bei einigen bösartigen Tumoren sind die Überlebenschancen nicht im gleichen Maße gestiegen. Nach wie vor schwer zu behandeln (Hard-To-Treat Cancers, HTTC) sind Tumore der Speiseröhre, der Leber und ihrer Nebenorgane, der Bauchspeicheldrüse, der Lunge/Brustfell und des Gehirns. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei ihnen immer noch unter 35 Prozent und es hat in den letzten Jahrzehnten kaum oder gar keine Verbesserungen gegeben.

Gründe für das Scheitern von Therapien sind vielfältig und können sein:

- Die Erkrankung wird bislang erst im späten Stadium erkannt, da es keine fortschrittliche Diagnostik gibt.

- Es fehlt an geeigneten Biomarkern und/oder zielgerichteten Ansätzen.

- Die Tumorart ist besonders von Heterogenität betroffen bzw. der Tumor erwirbt rasch eine Arzneimittelresistenz.

- Die Arzneimittelentwicklung ist problematisch, da der Tumor selten ist.

- Bei der Krebsart bestehen aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften oder der Lokalisation des Tumors Hürden bei der Behandlung.

Die Förderung zielt auf Verbundforschung in entscheidenden Bereichen wie Früherkennung bzw. Diagnose sowie Behandlung und Nachsorge, insbesondere die Identifikation und Validierung neuer frühdiagnostischer und therapeutischer Ansätze. Des Weiteren sollen neuartige Methoden zur wirksamen Verabreichung von Medikamenten entwickelt werden.

Die Projekte müssen mindestens eines der nachstehenden Ziele oder Unterziele abdecken:

Ziel 1: Identifizierung/Validierung neuartiger Früherkennungsmethoden

Für eine Förderung in Frage kommen Projekte für:

– die Identifizierung und Validierung neuartiger Biomarker/Signaturen für schwer heilbare Krebsarten. Solche Marker bzw. Signaturen helfen, die Krankheitsentwicklung in sehr frühen Stadien oder sogar schon ab dem Zeitpunkt, an dem Krebsvorstufen entstehen, besser zu verstehen. Zudem ermöglichen sie eine genauere Diagnose sowie eine bessere Einschätzung der Prognose. Das hilft bei der Wahl von geeigneten Maßnahmen für Patientinnen und Patienten in Abstimmung mit ihrem persönlichen Risiko.

– nichtbestätigende klinische Versuche zu Früherkennungs- und Diagnosetechnologien oder -ansätzen, insbesondere solcher, die daten- und rechnergestützt sind.

Ziel 2: Identifizierung/Validierung neuer therapeutischer Ansätze

Schwer zu behandelnde Krebsarten verfügen meist über Schutz- und/oder Reparaturwerkzeuge, die sie gegen verfügbare Behandlungen schützen („intrinsische Resistenz"). Die sich dabei abspielenden biologischen Prozesse müssen besser verstanden werden, um wirksamere therapeutische Strategien zu entwickeln und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern.

Begrüßt werden Vorschläge, die neuartige therapeutische Ziele identifizieren und validieren wollen sowie Vorschläge für die Entwicklung neuartiger Therapeutika/Therapieansätze durch klinische Studien der Phasen I und II.

Ziel 3: Entwicklung neuartiger Strategien zur Verabreichung von Medikamenten

Die übergreifende Herausforderung bei der wirksamen Behandlung von Krebserkrankungen besteht darin, unerwünschte Effekte (Nebenwirkungen und Spätfolgen) zu minimieren und gleichzeitig den therapeutischen Nutzen zu maximieren. Bei schwer zu behandelnden Krebsarten stellen sich zwei zusätzliche Fragen:
(i) Herkömmliche Arzneimittel gelangen oft nicht gut genug zum Tumor, sodass sie hier nicht ausreichend wirken können. Das liegt u.a. daran, wie eine Arznei „verpackt“ ist, um im Körper an den gewünschten Ort transportiert zu werden (Verabreichungsvehikel) und

(ii) Medikamente müssen je nach Ort, an dem der Krebsherd sitzt, körpereigene Barrieren überwinden, um ihn zu erreichen. Beispiele sind die Blut-Hirn-Schranke und das Gewebestroma, die natürlicherweise verhindern, dass schädliche Stoffe in sensible Bereiche eindringen können. Daher werden Vorschläge begrüßt, die auf die Entwicklung neuartiger Systeme zur Verabreichung von Arzneimitteln für davon besonders betroffene Krebsarten abzielen.

Interdisziplinäre Ansätze, die Polymerwissenschaft und Nanotechnologie, Pharmazie, Biokonjugatchemie und Molekularbiologie kombinieren, werden besonders unterstützt.

Begrüßt werden insbesondere Projekte, die neuartige interdisziplinäre Ansätze aus den einschlägigen Bereichen der Technik, Informatik, Physik sowie Biologie und Medizin vorschlagen, vorausgesetzt, sie berücksichtigen den potenziellen klinischen Bedarf sowie die Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten sowie die Bevölkerung.

Der Verbund muss mindestens ein Team für Grundlagenforschung oder präklinische Forschung und ein klinisches Team umfassen und soll interdisziplinär zusammengesetzt sein. Der translationale Charakter der Forschungsergebnisse ist das Hauptziel von TRANSCAN-3. Daher sollte das Konsortium auch einen Wissenstransfer in Richtung klinischer und/oder industrieller Anwendungen deutlich nachweisen.

Patientinnen und Patienten sind am Forschungsprozess aktiv zu beteiligen. Das konkret gewählte Vorgehen zur Einbeziehung von Patientinnen und Patienten muss im Antrag dargelegt werden.

In der ersten Verfahrensstufe sind dem gemeinsamen „Joint-Call-Secretariat“, das bei Alliance against Cancer in Italien angesiedelt ist, bis spätestens 18. Juli 2022 zunächst Projektskizzen (pre-proposal) in elektronischer Form vorzulegen.

Die Förderrichtlinie gilt in Verbindung mit dem Rahmenprogramm Gesundheitsforschung

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