Europäische Aktivität
Umwelteinflüsse können darüber entscheiden, wie aktiv manche Gene sind – und so das Krebsrisiko erhöhen. Eine neue BMBF-Fördermaßnahme soll neue internationale Forschungsprojekte zur Rolle der Epigenetik bei Krebs unterstützen.
Jeden Sommer können wir epigenetische Veränderungen mit eigenen Augen beobachten. Wenn wir in die Sonne gehen, bräunt sich unsere Haut. Dahinter stecken Mechanismen, die unser Erbgut regulieren: Chemische Markierungen setzen sich auf einzelne Gene und schalten sie ein oder aus. So geben sie einer Zelle vor, wann und wie oft sie bestimmte Gene ablesen und in Proteine umsetzen soll. Durch vermehrte Sonnenstrahlung wird eine chemische Markierung entfernt, die das Melanin-Gen stilllegt. In der Folge wird eine größere Menge des vor UV-Licht schützenden Farbstoffs Melanin produziert – die Haut wird braun.
Epigenetik und Krebs
Epigenetische Markierungen sind flexibel, Lebensumstände und die Umwelt beeinflussen sie. So kann sich der menschliche Körper auf neue Umweltbedingungen einstellen. Doch wenn epigenetische Prozesse aus dem Takt geraten, kann es gefährlich werden. Werden Gene dauerhaft angeschaltet, die für die Zellteilung verantwortlich sind, produzieren Zellen die entsprechenden Proteine im Übermaß und teilen sich zu oft – sie werden zu Krebszellen. Andererseits können auch Gene deaktiviert werden, die vor Krebs schützen. Dies erhöht ebenfalls das Risiko, zu erkranken.
Unklar ist bislang, wie genau epigenetische Veränderungen die Entstehung von Krebs beeinflussen und welche Bedeutung sie für das Tumorwachstum haben. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert deshalb im Rahmen des Europäischen Förderernetzwerks ERA-NET TRANSCAN-3 neue translationale Forschungsprojekte zur Krebsepigenetik.
Ansatzpunkte für neue Diagnostika und Therapien
Wann kommt es zu krankhaften epigenetischen Veränderungen? Kann man sie rechtzeitig entdecken, beispielsweise durch Biomarker (s. Kasten links) oder ihnen vielleicht sogar vorbeugen? Lassen sie sich therapeutisch beeinflussen?
Forschungsprojekte, die das herausfinden wollen, sollen mit der aktuellen TRANSCAN-3-Ausschreibung gefördert werden.
Sie richtet sich an Labor-Forschende und klinisch Tätige, die auf europäischer oder internationaler Ebene miteinander kooperieren und ihre Forschungsergebnisse möglichst rasch in die Anwendung bringen wollen. Die geförderten Projekte sollen Grundlagenforschung mit patientenorientierter klinischer Forschung vereinen und gezielt nach Ansatzpunkten für neue Therapien und neuartige Diagnostika suchen. Dabei stehen zwei Schwerpunktthemen im Fokus. Zum einen soll das grundsätzliche Verständnis der epigenetischen Veränderungen von Krebszellen ausgebaut und Ansatzpunkte für die Krebsfrüherkennung identifiziert werden. Zum anderen liegt der Fokus auf neuen Therapien, die auf epigenetischen Mechanismen basieren. Sie sollen insbesondere das Fortschreiten von Krebs hemmen, Rückfälle verhindern und bisherige Therapien verbessern.
Zum Stichtag 21. Juli 2023 haben sich 83 internationale Konsortien für eine Förderung beworben. Mit einem Förderbeginn ist zum September 2024 zu rechnen.