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Europäische Aktivität

Umwelteinflüsse können darüber entscheiden, wie aktiv manche Gene sind – und so das Krebsrisiko erhöhen. Eine neue BMBF-Fördermaßnahme soll neue internationale Forschungsprojekte zur Rolle der Epigenetik bei Krebs unterstützen.

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Umwelteinflüsse können darüber entscheiden, wie aktiv manche Gene sind © Adobe/Usmanify

Jeden Sommer können wir epigenetische Veränderungen mit eigenen Augen beobachten. Wenn wir in die Sonne gehen, bräunt sich unsere Haut. Dahinter stecken Mechanismen, die unser Erbgut regulieren: Chemische Markierungen setzen sich auf einzelne Gene und schalten sie ein oder aus. So geben sie einer Zelle vor, wann und wie oft sie bestimmte Gene ablesen und in Proteine umsetzen soll. Durch vermehrte Sonnenstrahlung wird eine chemische Markierung entfernt, die das Melanin-Gen stilllegt. In der Folge wird eine größere Menge des vor UV-Licht schützenden Farbstoffs Melanin produziert – die Haut wird braun.

Mehr zum Förderprogramm

Ziel des ERA-NET ist es, die nationalen Programme europäischer Länder besser aufeinander abzustimmen, zu synchronisieren und transnationale Kooperationen umzusetzen.

TRANSCAN steht für Translational Cancer Research — das Programm will insbesondere die translationale Krebsforschung in Europa stärken. In den Vorgängerprojekten TRANSCAN (2011-2015) und TRANSCAN-2 (2015-2020) wurden bisher sieben Ausschreibungen mit einem Gesamtfördervolumen von 85 Millionen Euro durchgeführt.

Epigenetik und Krebs

Epigenetische Markierungen sind flexibel, Lebensumstände und die Umwelt beeinflussen sie. So kann sich der menschliche Körper auf neue Umweltbedingungen einstellen. Doch wenn epigenetische Prozesse aus dem Takt geraten, kann es gefährlich werden. Werden Gene dauerhaft angeschaltet, die für die Zellteilung verantwortlich sind, produzieren Zellen die entsprechenden Proteine im Übermaß und teilen sich zu oft – sie werden zu Krebszellen. Andererseits können auch Gene deaktiviert werden, die vor Krebs schützen. Dies erhöht ebenfalls das Risiko, zu erkranken.

Unklar ist bislang, wie genau epigenetische Veränderungen die Entstehung von Krebs beeinflussen und welche Bedeutung sie für das Tumorwachstum haben. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert deshalb im Rahmen des Europäischen Förderernetzwerks ERA-NET TRANSCAN-3 neue translationale Forschungsprojekte zur Krebsepigenetik.

Biomarker: Körpereigene Informanten

Als (Bio-)Marker werden körperliche Merkmale bezeichnet, die man meist wenig belastend messen kann und deren Veränderung Auskunft über krankhafte Vorgänge im Körper gibt.

Forschende suchen und testen schon lange Biomarker im Blut, die Auskunft über Krebs geben. Das können Proteine in bestimmter Konzentration sein, Bruchstücke von Krebszellen oder auch Zwischenprodukte der Proteinproduktion (mRNA). Von großem Interesse sind auch epigenetische Marker, die krankhafte epigenetische Veränderungen anzeigen.

Solche Marker ermöglichen eine Früherkennung von gefährdeten Personen oder machen das Ansprechen auf Therapien nachverfolgbar. Und auch bei der rechtzeitigen Erkennung von Rückfällen lassen sich Biomarker potenziell einsetzen.  

Ansatzpunkte für neue Diagnostika und Therapien

Wann kommt es zu krankhaften epigenetischen Veränderungen? Kann man sie rechtzeitig entdecken, beispielsweise durch Biomarker (s. Kasten links) oder ihnen vielleicht sogar vorbeugen? Lassen sie sich therapeutisch beeinflussen?

Forschungsprojekte, die das herausfinden wollen, sollen mit der aktuellen TRANSCAN-3-Ausschreibung gefördert werden.

Sie richtet sich an Labor-Forschende und klinisch Tätige, die auf europäischer oder internationaler Ebene miteinander kooperieren und ihre Forschungsergebnisse möglichst rasch in die Anwendung bringen wollen. Die geförderten Projekte sollen Grundlagenforschung mit patientenorientierter klinischer Forschung vereinen und gezielt nach Ansatzpunkten für neue Therapien und neuartige Diagnostika suchen. Dabei stehen zwei Schwerpunktthemen im Fokus. Zum einen soll das grundsätzliche Verständnis der epigenetischen Veränderungen von Krebszellen ausgebaut und Ansatzpunkte für die Krebsfrüherkennung identifiziert werden. Zum anderen liegt der Fokus auf neuen Therapien, die auf epigenetischen Mechanismen basieren. Sie sollen insbesondere das Fortschreiten von Krebs hemmen, Rückfälle verhindern und bisherige Therapien verbessern.

Zum Stichtag 21. Juli 2023 haben sich 83 internationale Konsortien für eine Förderung beworben. Mit einem Förderbeginn ist zum September 2024 zu rechnen.

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