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Psychoonkologische Forschung

Immer mehr Menschen leben mit und nach einer Krebserkrankung. Die Psychoonkologie unterstützt Betroffene, mit den vielfältigen Belastungen zurechtzukommen – die Forschung dazu soll weiter ausgebaut werden.

Menschen mit Krebs haben eine hohe psychische Belastung. Bei einem Drittel der Patientinnen und Patienten treten in der Folge der Krebserkrankung psychische Probleme auf. Dabei spielen Ängste und Depression (leichte wie schwere Episoden) sowie Anpassungsstörungen (eine emotionale und soziale Beeinträchtigung in Reaktion auf die Krebserkrankung) eine Rolle. Manchmal beherrscht die Angst vor der Rückkehr oder dem Fortschreiten der Erkrankung den Alltag. Betroffene sorgen sich auch darum, wie Angehörige, insbesondere Kinder, die Erkrankung und ihre Folgen aufnehmen. Hinzu kommen weitere Belastungen durch die Erkrankung und ihre Therapie (Beispiele s. Kasten).

Psychoonkologische Versorgung

Krebserkrankten und ihren Angehörigen steht eine psychoonkologische Versorgung zu. Dazu gehören Beratung und Schulung. Je nach Bedarf können weitere Maßnahmen folgen: Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, psychotherapeutische Behandlung und Musik-, Kunst-, oder Tanztherapie. Zusätzliche Möglichkeiten sind Psychopharmaka, Ergotherapie sowie Physio- und Bewegungstherapie.

Es liegen bereits viele wissenschaftliche Belege für die derzeit beste psychoonkologische Behandlung und Versorgung vor. Diese sind in der Leitlinie Psychoonkologie bei erwachsenen Krebspatienten (aktualisiert im Mai 2023) festgehalten. Psychoonkologische Belange von Patientinnen und Patienten unter 18 Jahren werden in einer eigenen S3-Leitlinie für pädiatrische Onkologie dargestellt.

Mehr zu den neuen Leitlinien

Darunter leiden Menschen mit Krebs häufig:

Schlafstörungen: Der wenig erholsame Schlaf senkt das Wohlbefinden und führt zu einer verminderten körperlichen Aktivität tagsüber, die als wichtiger Faktor gilt, um eine Fatigue (s. unten) zu lindern und das Gesamtbefinden zu verbessern.

Verlust der sozialen Rolle: Wer früher die Familie gemanagt und seine Angehörigen versorgt und getröstet hat, ist plötzlich selbst hilfsbedürftig.

Verlust der Arbeitsfähigkeit/des Arbeitsplatzes: Der Verlust kann das Selbstbild infrage stellen und ist mit finanziellen Sorgen verbunden.

Probleme in der Sexualität: Sie können entstehen, wenn sich das Körperbild verändert oder Einschränkungen auftreten (z.B. nach Legen eines künstlichen Darmausgangs oder durch therapiebedingte Impotenz).

Körperliche Folgen einer Therapie, die wiederum Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden haben: geschädigte Organe oder Knochen, Funktionseinschränkungen, Schmerzsyndrome und Unfruchtbarkeit. Zudem kann es zu Migräne und Krämpfen sowie zu kognitiven Einschränkungen („Chemobrain“) kommen.

Fatigue: Ein häufig während und nach Krebs auftretendes Erschöpfungssyndrom, das Betroffene stark in ihrer Lebensführung und Lebensqualität einschränkt. Sie können Alltägliches nur noch mit größter Anstrengung verrichten und kaum noch am sozialen Leben teilhaben.

Psychische Belastungen und körperliche Beschwerden stehen in enger Wechselwirkung. So kann etwa eine Depression das Schmerzempfinden verstärken. Umgekehrt können Schmerzen, starke körperliche Symptome und Fatigue zu einer psychischen Erkrankung beitragen.

Vorsorgeuntersuchung empfohlen

Aus einer Reihe von Studien weiß man, dass sich zwar etwa 30 Prozent aller Krebspatientinnen und -patienten eine psychoonkologische Versorgung wünschen, dies aber selten von sich aus äußern. Die Einschätzung von Ärztinnen und Ärzten weicht Erhebungen zufolge häufig von der Selbsteinschätzung der Betroffenen ab. Die vorliegende Leitlinie empfiehlt, alle Krebspatientinnen und -patienten vorsorglich und möglichst frühzeitig auf eine erhöhte psychosoziale Belastung zu untersuchen. Allerdings weisen die Autorinnen und Autoren darauf hin, dass belastbare Daten dazu noch ausstehen.

Evaluation und Forschungsförderung

Auch derzeit angebotene psychoonkologische Therapieangebote müssen stetig systematisch überprüft und verbessert werden: Welche Unterstützungsangebote sollten wann bei wem eingesetzt werden? Möglicherweise machen neu aufkommende Therapien andere Formen von Unterstützung notwendig. Auch könnte sich die beste Vorgehensweise bei älteren oder jüngeren Betroffenen unterscheiden.

Es stellt sich die Frage nach einem größeren Angebot an digitalen Möglichkeiten, deren Wirksamkeit und Effektivität dann nachgewiesen werden müssen. Und nicht zuletzt müssen etablierte Konzepte – auch im Vergleich zu neuen Methoden – auf ihre Wirksamkeit und mögliche Nachteile überprüft werden.
All das macht weitere Forschung notwendig.

Die Partner der Nationalen Dekade gegen Krebs fördern psychoonkologische Forschung oder führen entsprechende Projekte durch:

Partner und Unterstützer