Präventionsforschung als Chance für die Gesundheit
Auf dem 2. Krebspräventionskongress des DKFZ tauschten sich Vertreter aus Medizin und Politik aus, wie das Potential der Prävention zukünftig noch besser auszuschöpfen ist. Thomas Rachel betonte die Bedeutung der Präventionsforschung in der Dekade.
Die „2nd International DKFZ Conference on Cancer Prevention“ des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) fand in diesem Jahr virtuell statt. Mit dem Anspruch, sich den aktuellen Herausforderungen in der Krebsprävention und Früherkennung zu stellen, kamen zwei Tage lang internationale Expertinnen und Experten der Krebsprävention zum Austausch zusammen.
Krebserkrankungen senken
Thomas Rachel, der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung und Vorsitzender des Strategiekreises der Nationalen Dekade gegen Krebs, unterstrich in seiner Grußbotschaft: „Der Kampf gegen Krebs ist eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Wir müssen die Zahl der Krebsneuerkrankungen spürbar senken. Dies kann nur mit einer verbesserten Prävention gelingen.“ Daher hat die Nationale Dekade gegen Krebs als Forschungsinitiative gemeinsam mit ihren Partnern die Krebsprävention als eines der zentralen Handlungsfelder bestimmt.
Prof. Dr. Michael Baumann, Gastgeber und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums – einem wichtigen Partner der Dekade gegen Krebs – eröffnete die Konferenz mit den Worten: „Nur wenn wir die großen Chancen der Prävention besser ausschöpfen, wird es uns gelingen, die Rate an Krebsneuerkrankungen in Zukunft zu senken. Dazu müssen wir zum einen die heute schon bekannten Präventionsmaßnahmen besser und intensiver nutzen. Zum anderen müssen wir durch Forschung neue Möglichkeiten erschließen, Menschen noch besser als heute vor Krebserkrankungen zu schützen.“
Status quo zur Krebsprävention
Der aktuelle Stand des Präventionswissens wurde auf der Konferenz von Spitzenforscherinnen und -forschern in wissenschaftlichen Vorträgen und Postern dargelegt und diskutiert. Die Forschenden sprachen beispielsweise über die Rolle von genetischen Mechanismen und wie sich das Wissen für die Verhinderung von Krebs nutzen lässt. Auch die Rolle von Übergewicht bei der Krebsentstehung war ein Thema.
Die US-Forscherin Olivera J. Finn führte in das Forschungsfeld Impfungen gegen Krebs ein, wie beispielsweise die gegen krebsauslösende Viren (HPV) schützende Impfung. Durch die Entdeckung einer neuen Klasse von Tumorantigenen gelangt nun auch die Entwicklung von Impfstoffen gegen nicht von Viren ausgelöste Krebsarten in Reichweite. Tumorantigene sind spezifische Proteine auf der Oberfläche von Tumorzellen. Durch einen Impfstoff, der das Immunsystem auf sie ansetzt, könnte Krebs bereits in der Entstehung bekämpft werden.
Des Weiteren standen aktuelle Entwicklungen zu neuen molekularen Markern (Liquid Biopsy) oder kombinierten bildgebenden Verfahren in der Früherkennung auf dem Programm.
Risikoadaptierte Früherkennung
Auch risikoadaptierte Ansätze wurden diskutiert: Der Biostatistiker Hormuzd Katki vom National Cancer Institute der USA, sprach anhand des Beispiels von Lungenkrebsscreening über Optimierungsmöglichkeiten von bestehenden Präventionsprogrammen. In einem Workshop stellten Rouvier Al-Monajjed und Lars Schimmöller von der Uniklinik Düsseldorf die praxisverändernde und im Rahmen der Nationalen Dekade geförderte Studie PRIMA vor. Diese widmet sich der Optimierung der Prostatakrebsfrühkennung und verbindet Forschung zu risikoadaptiertem Vorgehen und neuen Bildgebenden Methoden.
Den Vorsitz des Themenblocks zur Tertiärprävention hatten Prof. Dr. Karen Steindorf und Prof. Dr. Hermann Brenner vom DKFZ. Bei der Frage, wie das Leben mit und nach Krebs verbessert werden kann, nimmt u.a. das krebsbedingte Erschöpfungssyndrom (Fatigue) eine bedeutende Rolle ein. Frau Prof. Dr. Steindorf forscht dabei zu nicht-pharmakologischen Therapieansätze (z.B. Sport, Yoga oder psychosoziale Behandlung) in der Fatigue-Behandlung, z.B. mit der INTACT-Studie im Rahmen der Nationalen Dekade. In der Konferenz erläuterte u.a. die Psycho-Neuroimmunologin Julienne Bower von der University of California (USA), den Zusammenhang zwischen biologischen Mechanismen und der Entstehung von Fatigue. Jeffrey Meyerhardt vom Dana-Faber Cancer Institute in Boston (USA) trug am Beispiel des Kolorektalen Karzinoms Erkenntnisse darüber vor, wie die Ernährung und der Lebensstil Therapieergebnisse beeinflussen.
Beste Langzeitstrategie
Alle Redner betonten die großen Chancen, die in der Krebsprävention für Europa und die Welt liegen. Die ansteigenden Erkrankungszahlen und damit steigende Belastung europäischer Staaten durch Krebs wurden schon eine Woche zuvor auf der Konferenz „Improving Cancer Care in Europe“ (s. Textende) adressiert. Elisabete Weiderpass, Direktorin der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO), verwies darauf, dass Prävention die kosteneffektivste Langzeitstrategie sei, um Krebs zu kontrollieren. Genau hier gelte es demnach anzusetzen, um am meisten erreichen zu können.