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Prävention von familiär bedingtem Brust- und Eierstockkrebs

2013 machte Angelina Jolie öffentlich, dass sie sich aufgrund eines erhöhten Krebsrisikos vorsorglich beidseitig das gesunde Brustdrüsengewebe entfernen ließ. Eine Studie untersucht nun, ob auch ein Medikament das Krebsrisiko Betroffener senken kann.

In Europa und den USA sind etwa 1,3 Millionen Frauen von Veränderungen in ihrem Erbgut (Mutationen) betroffen, die das Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken, erhöhen. Diese Veränderungen betreffen die Gene BRCA1 und BRCA2. BRCA steht für die englischen Wörter breast cancer, zu deutsch: Brustkrebs. Die Mutation wird von Vater oder Mutter mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit an Kinder beiden Geschlechts vererbt. So kommt es, dass in manchen Familien diese Krebsarten gehäuft auftreten, man spricht von erblichem (hederitärem) Brust- und Eierstockkrebs.

Betroffene haben ein hohes Risiko zu erkranken: Etwa 70 Prozent (also 70 von 100 Mutationsträgerinnen) entwickeln irgendwann in ihrem Leben Brustkrebs (medizinisch: Mammakarzinom) und etwa 20 bis 40 Prozent Eierstockkrebs (medizinisch: Ovarialkarzinom). Im Vergleich dazu erkranken Frauen ohne familiäre Belastung bzw. Mutation in ihrem Leben mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 12 Prozent an Brust- und ein bis zwei Prozent an Eierstockkrebs. Oftmals tritt der Krebs bei Frauen mit BRCA-Mutation in deutlich jüngerem Alter als gewöhnlich auf. Frauen aus betroffenen Familien wird eine Beratung und Gentestung angeboten.

Wie kann eine Erkrankung trotz der Erbanlange verhindert werden?

Die bekannteste Frau mit einer BRCA1-Mutation ist die US-Schauspielerin Angelina Jolie. Sie verlor ihre Mutter, Großmutter und ihre Tante an Brust- und Eierstockkrebs (alle trugen die BRCA1-Mutation). Weist eine familiäre Häufung dieser Krebsarten auf eine mögliche BRCA-Mutation hin, wird Frauen hierzulande eine Beratung und Gentestung angeboten. Zeigt das Testergebnis, dass die Frau die Mutation geerbt hat, werden mit ihr Risiko-angepasste individuelle Präventionsmaßnahmen besprochen. Dazu gehören intensivierte Brustkrebs-Früherkennungsmaßnahmen oder die vorsorgliche Operation nach dem Beispiel von Angelina Jolie, die sich, um das hohe lebenslange Risiko einer Erkrankung zu mindern, beidseits das gesunde Brustdrüsengewebe und später die Eierstöcke sowie die Eileiter vorsorglich entfernen ließ.

Angelina Jolie ist die bekannteste Frau mit einer BRCA-Mutation Die bekannteste Frau mit einer BRCA-Mutation ist die US-Schauspielerin Angelina Jolie.
Die bekannteste Frau mit einer BRCA-Mutation ist die US-Schauspielerin Angelina Jolie. © Shutterstock/PAN Photo Agency

Die prophylaktische Operation ist bislang die einzige erprobte Möglichkeit, das Erkrankungsrisiko aktiv zu senken. Sie ist jedoch ein einschneidendes Ereignis und kann mit psychischen Belastungen, medizinischen Komplikationen und suboptimalen kosmetischen Ergebnissen einhergehen.

Forschung zur Chemoprävention

Eine Alternative wäre die Vorbeugung mit Medikamenten (sogenannte Chemoprävention). Doch die bislang verfügbaren Wirkstoffe zur Chemoprävention werden aufgrund starker Nebenwirkungen von den Betroffenen häufig nicht zuverlässig in Anspruch genommen.

Ein neues Chemopräventionskonzept untersucht eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie zur Bestimmung der präventiven Wirkung von Denosumab auf Brustkrebs bei Frauen mit einer BRCA1 Mutation.

Zusammenhang fehlregulierter Proteine und BRCA1-Mutation

Ausgangslage sind aktuelle Forschungsdaten, die darauf hinweisen, dass zwei fehlregulierte Proteine des Knochenstoffwechsels namens RANK und RANKL bei BRCA1-Mutationsträgerinnen der entscheidende Faktor für das erhöhte Brustkrebsrisiko sein könnten. RANK/RANKL übersetzen die Information der Sexualhormone und senden den Brustzellen ein Signal, das diese zum Wachstum anregt; ein normaler Vorgang bei jeder Frau z.B. während des Menstruationszyklus und während der Schwangerschaft. Bei einer Fehlregulation kann es jedoch zu unkontrolliertem Wachstum der Brustzellen kommen.

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Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert auch Forschung zur Überprüfung der Wirksamkeit von Risiko-angepasster Früherkennung oder prophylaktischen Operationen.


Mit Risiko-angepasster Vorsorge beschäftigt sich auch die AG Prävention der Nationalen Dekade gegen Krebs.

Das Medikament Denosumab (das genau genommen ein Antikörper ist) hemmt die Aktivität von RANKL. Erste Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass durch die Einnahme das Risiko der Krebsentstehung bei Frauen mit BRCA1-Mutation reduziert werden kann. Ein weiterer Vorteil: Die Einnahme von Denosumab führt – im Gegensatz zur vorsorglichen Entfernung der Eierstöcke oder anderen verfügbaren Medikamenten zur Chemoprävention – nicht zu einem vorzeitigen Einsetzen der Wechseljahre und dem damit verbundenen erhöhten Risiko eines Knochendichteverlusts.

Studie untersucht vorsorgliche Antikörper-Gabe bei BRCA1-Mutation

Die Studie überprüft nun, in wie weit die vorsorgliche Verabreichung von Denosumab das Brustkrebsrisiko von Frauen mit BRCA1-Mutationen senken kann. In der auf 13 Jahre angelegten Studie werden bislang nicht an Krebs erkrankte BRCA1-Mutationsträgerinnen (zwischen 25 und 55 Jahren) eingebunden. Die Gabe erfolgt über insgesamt fünf Jahre, danach werden die Frauen fünf Jahre lang nachbeobachtet.

Das BMBF unterstützt das Projekt im Rahmen der Fördermaßnahme "Klinische Studien mit hoher Relevanz für die Patientenversorgung", um anhand der systematischen Beobachtung definierter Patienten- und Probandengruppen neue, nachweislich wirksame Behandlungsempfehlungen bzw. Präventionsempfehlungen abzuleiten.

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