Impfstoff gegen Pankreaskrebs?
Das BMBF fördert eine neue Methode, die helfen soll, Bauchspeicheldrüsenkrebs besser zu behandeln. Zwei Forschungspartner, die Panosome GmbH und das Deutsche Krebsforschungszentrum, erhalten dafür fast zwei Millionen Euro.
Das Projekt CarboVAST will eine neue Methode zur Erzeugung von Antikörpern für die Entwicklung einer therapeutischen Impfung gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs einsetzen. Bei einer therapeutischen Impfung werden Antikörper genutzt, die gezielt die Krebszellen im Körper suchen und angreifen. Mehr zu Therapeutischen Impfstoffen
Ein Erfolg des Bauchspeicheldrüsenkrebs-Impfstoffes könnte auch Patientinnen und Patienten mit anderen Krebserkrankungen helfen. Denn bei vielen anderen Tumoren wie Brustkrebs, Eierstockkrebs und Lungenkrebs kommen dieselben Oberflächenproteine auf den Tumorzellen vor.
Im Rahmen der Fördermaßnahme „KMU-innovativ: Biomedizin“ erhalten die beiden Partner eine Unterstützung in Höhe von fast 2 Millionen Euro. Davon gehen fast 450 Tausend Euro an das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Überreicht wurde der Förderbescheid bei einem Vorort-Besuch vom Parlamentarischen Staatssekretär im BMBF, Dr. Jens Brandenburg.
Von der Grundlagenforschung in die Anwendung
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine Krebsart, die bislang meist zu spät entdeckt wird und eine schlechte Prognose hat. Daher werden hier mit Hochdruck neue Wege gesucht, um die Aussichten für Betroffene zu verbessern.
Grundlage für das Projekt ist die langjährige Forschung der Co-Gründer und Geschäftsführer von Panosome, Prof. Nina Papavasiliou und Dr. Erec Stebbins.
Mithilfe der Erkenntnisse aus ihrer Forschung an Trypanosomen, den Erregern der Schlafkrankheit, entwickelten Papavasiliou und Stebbins eine neuartige Methode, um die Bildung von spezifischen, großen Mengen an Antikörpern im menschlichen Immunsystem anzuregen.
So funktioniert die Trypanosomen-Technologie
Infizieren sich Menschen mit Trypanosomen, vermehren sich diese in ihrem Blut. Normalerweise erkennt das Immunsystem Eindringlinge sofort an ihren unbekannten Strukturen, vor allem Proteinen. Doch die Parasiten haben eine wirksame Strategie entwickelt, das Immunsystem auszutricksen.
Die Trypanosomen sind so gebaut, dass das Immunsystem sehr sensibel auf sie reagiert und große Antikörpermengen gegen die auf ihrer Oberfläche präsentierten so genannten VSG-Proteine produziert. Die Trypanosomen haben allerdings etwa 2.000 Varianten des VSG-Proteins in Petto.
Während die Immunabwehr auf die eine Variante anspringt und hochrüstet, wechseln einzelne Parasiten die Proteinvariante, bleiben unbehelligt und vermehren sich. Das abgelenkte Immunsystem erkennt sie erst mit Verspätung als Feind und der Prozess beginnt von Neuem: Die Abwehr konzentriert sich auf die Antikörperbildung gegen die neue Variante, aber einige der Parasiten wechseln auf eine weitere Proteinvariante.
Die Forschenden haben sich die starke Immunreaktion auf die Trypanosomen und deren Fähigkeit, ihre Oberfläche zu variieren, in zehnjähriger Forschungsarbeit zu Nutze gemacht. Sie konnten das VSG-Protein gentechnisch so verändern, dass sie nun im Labor beliebige kurze Proteinketten einhängen können. Zum Beispiel solche, die speziell auf Krebszellen vorkommen.
Mithilfe der so veränderten und abgetöteten Trypanosomen lässt sich das Immunsystem dazu anregen, Antikörper gegen die Krebszellen zu bilden. An dieser Stelle ergibt sich mit anderen Methoden manchmal das Problem, dass die Immunabwehr nicht ausreichend reagiert.
Für die Entwicklung der Trypanosomen-Technologie ist Prof. Papavasiliou bereits 2021 mit dem DKFZ Innovation Award ausgezeichnet worden.
Nun soll die Technik angewandt werden, um möglichst wirksame Therapeutische Impfstoffe gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs herzustellen. Die Deutsche Panosome GmbH ist eine Ausgründung des DKFZ, das auch Anteile an dem Start-up hält.