NCT: Behandlungs- und Forschungszentrum der Zukunft
Experimental-OP, Krebschirurgie-Roboter, vernetzte Systeme, personalisierte Therapie – das sind Worte, die häufig fallen auf der Eröffnung des neuen NCT-Gebäudes in Dresden. Hier vereinen sich zukünftig Spitzenforschung und innovative Krebstherapie.
Das neue Gebäude des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Dresden erstrahlt förmlich zu seiner Eröffnungsfeier, mit seiner weißen Fassade und den vielen Glasflächen, die auch das Innere des Gebäudes modern und hell wirken lassen. Nach rund dreijähriger Bauzeit ist damit in Sachsens Landeshauptstadt ein hochmodernes Gebäude entstanden, das Krebsforschung und -behandlung unter einem Dach vereint.
Gelebte Translation
Hier werden zukünftig Patientinnen und Patienten mit innovativen Ansätzen aus der Krebsforschung behandelt und rund 200 Forschende sowie Ärztinnen und Ärzte auf dem neuesten technischen Stand zusammen arbeiten. Die geschaffenen Strukturen und die räumliche Nähe ermöglichen gelebte Translation: Innovationen aus dem Labor kommen direkt ans Krankenbett und umgekehrt fließen die Erkenntnisse aus der Praxis unmittelbar wieder in die Forschung vor Ort ein.
Entstanden ist das alles unter maßgeblicher Förderung des Bundesforschungsministeriums (BMBF) und durch den Freistaat Sachsen.
Einweihung unter freien Himmel
“Wir wollen Krebs langfristig bekämpfen!“, eröffnet Thomas Rachel, der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesforschungsministerin, seine Rede auf der vor dem Gebäude aufgebauten Bühne.
Um die Krebsforschungsstrukturen weiter zu stärken und auszubauen, habe man 2019 die auf zehn Jahre angelegte Nationale Dekade gegen Krebs ins Leben gerufen. Für eine bessere Erreichbarkeit für Krebskranke sowie die Vernetzung auch mit den regionalen und überregionalen Versorgungseinrichtungen, brauche man zusätzliche NCT-Standorte.
Er verkündet: „Wir als BMBF unterstützen das NCT in Dresden jährlich mit 15 Millionen Euro.“ Darüber hinaus werden im Rahmen der Dekade weitere Standorte gefördert.
Stillstand bedeutet Rückschritt
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer betont in seinem Grußwort die Notwendigkeit großer nationaler und translationaler Zentren, in denen Forschung und Versorgung optimal vernetzt sind. Als Vorreiter nennt er China und die USA und mahnt: „Wir dürfen hier nicht zurückstehen. Stillstand bedeutet in der Medizin und Wissenschaft, dass man zurückfällt.“ In Deutschland brauche man allerdings die breite Aufstellung über die Bundesländer hinaus.
Er lobt die „kluge, zündende Idee“ für die Errichtung eines Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen, die der damalige DKFZ-Vorstand Professor Wiestler vor etwa 10 Jahren erstmals an ihn herangetragen habe. Professor Baumann, Radiologe und derzeitiger Vorsitzender des DKFZ, der mit seinem Einsatz auch das mit dem Dresdner NCT eng verbundene Zentrum für Innovation (OncoRay) aufgebaut habe, sei es zu verdanken, dass aus dem NCT-Gedanken etwas Großes geworden ist.
Beeindruckende Einsicht in modernste Technik
Bei der Besichtigung riecht es im Treppenaufgang noch nach frischer Farbe. Dann präsentieren sich dem Besucher die kleeblattförmig angelegten zentralen Räume der so genannten Forschungsplattform:
Im Experimental-OP sind Instrumente und Geräte digital vernetzt. Mithilfe von Dummie-Operationen werden hier wichtige Daten zur Entwicklung roboter- und computergestützter Systeme gesammelt, damit Chirurgen in Zukunft ihre millimetergenaue Arbeit noch präziser machen können.
Direkt nebenan befinden sich modernste Bildgebungs- und Strahlentherapie-Einheiten, die ebenfalls zum Einsatz kommen, um die Präzisionschirurgie weiter zu optimieren. Zudem sollen hier im Rahmen klinischer Studien die Strahlentherapie weiter verbessert und neue radioaktive Arzneimittel für die Diagnose und Behandlung von Tumoren entwickelt werden.
In molekularen und zellbiologischen Laboren werden Zellen oder Minitumoren einzelner Patienten darauf getestet, wie sie auf Medikamente oder genetische Einflüsse reagieren. So können ihre Therapie individueller zugeschnitten und verknüpft mit „Omics-Analysen“ ganz neue Therapiestrategien zum Wohle aller Krebspatienten entwickelt werden.
In gesonderten Räumen, den so genannten Tumorboards, beraten sich zukünftig Ärztinnen und Ärzte und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen über die bestmögliche Behandlung der Betroffenen. Mitarbeitende unterschiedlichster Fachrichtungen sowie Patientinnen und Patienten können sich darüber hinaus in Kommunikationsbereichen begegnen und austauschen. Im Neubau sind zudem 28 zusätzliche tagesklinische Behandlungsplätze entstanden.
Bis 2022 entsteht im Nachgang noch ein durch private Spender ermöglichtes, zunächst nicht geplantes drittes Obergeschoss mit einem ONCO-INNOVATION-LAB. Dieses wird die Forschungsplattform komplettieren und sehr eng mit den übrigen Arbeitsbereichen im Haus verknüpft sein. Verschiedene Fachleute (u.a. Bioinformatiker) werden hier im Sinne einer Denkfabrik gemeinsam neue Strategien und Technologien gegen Krebs entwickeln können.
Am Ende der Besichtigung, nach all den Eindrücken und Fachbegriffen, versteht auch jeder: Dieses neue Gebäude bietet optimale Voraussetzungen für klinisch-orientierte Krebsforschung auf internationalem Spitzenniveau.