Entzündungsfaktoren helfen bei der Einschätzung des Lungenkrebsrisikos
Lungenkrebs ist bei der Diagnose meist schon weit fortgeschritten und dann nicht mehr heilbar. Von einer Lungenkrebs-Früherkennung würden vor allem Menschen mit hohem Risiko profitieren. Wie man sie herausfiltert, untersuchen DKFZ-Forschende.
Lungenkrebs gehört zu den vier häufigsten Krebsarten in Deutschland. Tabakkonsum ist der Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind bei Männern bis zu neun von zehn, bei Frauen mindestens sechs von zehn Erkrankungen auf aktives Rauchen zurückzuführen. Auch Passivrauchen steigert das Krebsrisiko.
Risikoangepasste Früherkennung
Vor allem bei Menschen mit hohem Lungenkrebsrisiko, wie Rauchern, könnte eine Früherkennungsuntersuchung helfen, die Erkrankung öfter in noch heilbarem Stadium zu entdecken bzw. ihre Überlebenszeit verlängern.
Die Bestimmung des individuellen Risikos und ein darauf abgestimmtes Vorgehen nennt man risikoadaptierte Früherkennung – im Gegensatz zum Screening, bei dem alle Menschen einer Altersgruppe zur Untersuchung eingeladen werden. Wie sich Früherkennungsmaßnahmen an das individuelle Risiko anpassen lassen, damit beschäftigt sich die AG Prävention der Dekade gegen Krebs.
Menschen mit hohem Risiko herausfiltern
Um vorab herauszufinden, wer ein größeres oder geringeres Risiko hat, braucht es verlässliche Testverfahren. Ein solches haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) untersucht: Ein Team um Forscherin Megha Bardwaj aus der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung von Prof. Hermann Brenner, hat dabei geprüft, ob und in welchem Ausmaß Entzündungsproteine als Biomarker (s. Kasten unten) geeignet sind, um Personen mit dem höchsten Risiko für Lungenkrebs zu identifizieren.
Unsere Podcast-Folge mit dem Krebsimmunologen Mathias Heikenwälder (DKFZ) beleuchtet den Zusammenhang zwischen chronischen Entzündungen und Krebs.
Die Forscherinnen und Forscher griffen dafür auf Blutproben einer bereits seit dem Jahr 2000 laufenden epidemiologischen Studie zurück, die in Biobanken gelagert wurden. Dafür wählten sie nach Zufallsprinzip 172 Blutproben aus einem Pool von aktuellen und Ex-Raucherinnen und Rauchern aus, die im Laufe der Nachbeobachtung nachgewiesen an Lungenkrebs erkrankten. Als Kontrollgruppe dienten 285 Proben aus einem Pool von weiteren Studienteilnehmenden, die ebenfalls entweder früher geraucht hatten oder aktuell noch rauchten, aber keine Lungenkrebsdiagnose hatten.
Sie untersuchten das Blut auf 92 verdächtige Biomarker-Kandidaten und verglichen deren Anzahl und Verhältnis bei den Lungenkrebserkrankten und den nicht Erkrankten. Das Team nutzte dafür neue Analyseverfahren, die es erlauben, alle 92 Marker in einer sehr kleinen Blutmenge (1 Mikroliter) zu bestimmen.
Ihre Entzündungsmarker-Analyse kombinierten sie mit einer Vielzahl verschiedener gebräuchlicher Risikoberechnungen, die auf den bekannten Risikofaktoren für Lungenkrebs basieren. In allen Fällen kam der kombinierte Ansatz zu präziseren Vorhersagen. Die Berechnungen der Wissenschaftler zeigten, dass die Bestimmung der Entzündungsmarker die Lungenkrebs-Risikovorhersage deutlich verbessern kann.
„Weitere Untersuchungen zur Bestätigung unserer Ergebnisse stehen noch aus, und es sollten zusätzliche Blutmarker einbezogen werden, um die Risikoeinschätzung noch weiter zu verbessern", erklärt Brenner und ergänzt: „Wir wollen mit dieser Forschung einen Beitrag dazu leisten, die Früherkennung einer der häufigsten und tödlichsten Krebserkrankungen zu verbessern. Dabei könnten kombinierte Analysen von Blut-Biomarkern und lebensstilbedingten Risikofaktoren eine wichtige Rolle spielen."