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Besser leben

Eine Krebserkrankung belastet Betroffene und ihre Angehörigen. Psychoonkologische Maßnahmen können psychische Krisen und das Gefühl der Hilflosigkeit abwenden sowie die Lebensqualität verbessern. Empfehlungen dazu gibt die gerade aktualisierte Leitlinie „Psychoonkologie“.

Abgebildet ist eine Beratungssituation. Artikelbild Meldung Psychoonkologie
Ein wichtiger Baustein der psychoonkologischen Versorgung ist das persönliche Gespräch mit Therapeutin oder Therapeut. © AdobeStock/Pormezz

Leitlinien geben Empfehlungen für eine Behandlung, die auf Studien beruhen. Die Leitlinie „Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatientinnen und -patienten“ erfüllt höchste Qualitätsansprüche (S3) und bildet somit den aktuellen Wissensstand psychoonkologischer Forschung ab. Mehr dazu

Zur Psychoonkologie gehören zum einen psychologische, also nicht-medikamentöse Behandlungen, bei denen Fachleute aus Psychologie, Psychotherapie oder Sozialarbeit mit Patientinnen und Patienten arbeiten. Zum anderen zählen dazu Medikamente, mit denen sich Symptome wie Schlafstörungen lindern lassen.

Die Leitlinie wurde von Expertinnen und Experten auf Basis einer systematischen Literaturrecherche erstellt. Dabei waren Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie (PSO) in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) federführend. Weitere 59 Fachgesellschaften, darunter zwei Partner der Dekade gegen Krebs, die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe, haben mitgewirkt. Die Mitwirkenden haben die bisherige Leitlinie inhaltlich überarbeitet und um elf neue Themen ergänzt. Dazu gehören die Besonderheiten spezieller Zielgruppen wie junger Erwachsener mit Krebs oder älterer Menschen mit Hirntumoren, aber auch E-Health-Angebote wie Gesundheits-Apps, Krisenintervention und Maßnahmen in der Palliativphase. Auch die besonderen Risiken zu Neben- und Wechselwirkungen von Psychopharmaka und Krebsmedikamenten wurde erstmals aufgenommen.

Bestmögliche Versorgung für höhere Lebensqualität

„Patientinnen und Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung befinden sich in einer sehr speziellen Situation, da sie sich konkret mit ihrem Lebensende konfrontiert sehen“, sagt Joachim Weis, Professor für Selbsthilfeforschung am Universitätsklinikum Freiburg. „Im Update der Leitlinie geben wir nun erstmals gesonderte Empfehlungen für diese Betroffenen und ihre Angehörigen, damit sie die bestmögliche Versorgung erhalten und ihre Lebensqualität verbessert wird.“ Gemeinsam mit Professorin Anja Mehnert-Theuerkauf, Lehrstuhlinhaberin für Medizinische Psychologie und Soziologie an der Universität Leipzig, koordinierte Joachim Weiß die Aktualisierung der Leitlinie.

„Auch E-Health-Angebote wie Gesundheits-Apps haben wir unter die Lupe genommen, weil sie in der Versorgungsrealität immer mehr ankommen – gerade in Regionen mit einer geringen Versorgungsdichte können diese eine gute Ergänzung darstellen“, erläutert Weiß. Wichtig sei bei diesen Angeboten weiterhin eine persönliche Interaktion zwischen Therapeutinnen und Therapeuten und den Betroffenen, beispielsweise über Telefon oder Videokonferenzen.

„Bei jungen Krebspatienten ist das Thema Fertilitätserhalt und Familienplanung ein Thema, das wir im Blick behalten müssen. Bei Betroffenen, die älter als 65 Jahre sind, kommen zur Krebserkrankung häufig noch andere altersbedingte Beschwerden hinzu. In Kombination kann das zu verstärkten Ängsten und Depressionen führen“, berichtet Mehnert-Theuerkauf. „Solche spezifischen Besonderheiten führen wir in der Leitlinie auf, damit sie in der psychoonkologischen Versorgung nicht aus dem Blick verloren werden.“

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