Gemeinnützige Plattform zur Entwicklung von Kinderkrebs-Medikamenten ausgegründet
In der Kinderonkologie fehlt es bislang am Zugang zu personalisierten Krebsmedikamenten. Eine Testplattform, die patientenindividuelle präklinische Labormodelle speziell für kindliche Krebsarten bereitstellt, soll das ändern.
Jedes Jahr erkranken etwa 2.250 Kinder und Jugendliche in Deutschland an Krebs, europaweit sind es 9.000. Drei von vier der Betroffenen werden inzwischen geheilt. Um die Überlebenschancen weiter zu verbessern, braucht es nach Ansicht von Fachleuten moderne Therapieverfahren, die mehr auf die junge Patientenschaft ausgerichtet und wie sie bereits in der Erwachsenenonkologie etabliert sind.
Damit diese schnellstmöglich entwickelt werden können, wird eine Testplattform, die ursprünglich als EU-Projekt startete (s. Kasten), nun durch eine gemeinnützige Ausgründung sowohl Pharmafirmen als auch akademischen Kooperationspartnern zur Verfügung gestellt. Die Plattform ermöglicht schon in der frühen Forschung die Prüfung von neuen Therapiekonzepten auf ihre Tauglichkeit für Kinder und Jugendliche. Das Ziel: den jungen Patientinnen und Patienten einen besseren Zugang zur Präzisionsmedizin zu eröffnen.
Was leistet die Plattform?
Beispiele für Modelle
Sie bietet die Möglichkeit, die Situation im Körper eines krebskranken Kindes nachzustellen und Therapien stellvertretend daran zu testen. Zum Beispiel mit Zelllinien, die aus Kindertumoren herangezüchtet und in Kulturschalen weiter vermehrt werden. Aus Tumorgewebeproben im Labor können dreidimensionale personalisierte Minitumore gezüchtet werden. Um Kindertumoren im lebenden Organismus nachzustellen, eignen sich zudem auch Mäuse mit reduziertem Immunsystem, auf die kindliche Tumoren übertragen werden können.
Resistenzen vermeiden
An solchen Modellen lassen sich nicht nur neue Therapieansätze sehr gut testen, auch die Heterogenität der wichtigsten Tumorarten bei Kindern lässt sich durch die verfügbare große Auswahl an Modellen sehr gut nachvollziehen und erforschen. Weiß man, welche Wachstumsstrategien die verschiedenen Krebszellen aufweisen, können bereits in der präklinischen Testphase innerhalb einer Tumorart potentiell besonders geeignete Patientengruppen für eine Therapie identifiziert werden.
Wirkstofftestung an den Modellen in Auftrag geben
Mit der ITCC-P4 gGmbH stehen die präklinischen Modelle nun Pharmafirmen und akademischen Einrichtungen für Medikamententests zur Verfügung. Diese können neue Wirkstoffe zur Prüfung einsenden, die dann mit den neu entwickelten Tumormodellen von den Biotech-Firmen Charles River Laboratories, der Experimentelle Pharmakologie & Onkologie Berlin-Buch GmbH und Xentech getestet werden. Die Einnahmen daraus fließen anteilig wieder zurück in die eigene Forschung zur Weiterentwicklung neuer Labormodelle.
Warum präklinische Testmöglichkeiten gebraucht werden
Labormodelle für kindliche Krebserkrankungen werden sicherlich in Zukunft noch wichtiger. „Momentan gibt es nur sehr wenige klinische Studien für eine bessere Behandlung krebskranker Kinder. Mit der ITCC-P4 gGmbH möchten wir die Entwicklung neuer Krebstherapien für Kinder und Jugendliche für Pharmafirmen und akademische Forschungseinrichtungen attraktiver machen und beschleunigen.“, betont Stefan Pfister, Direktor des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ), der auch zur Geschäftsführung der ITCC-P4 gGmbH gehört.
Auch Kinder mit seltenen und sehr aggressiven Krebserkrankungen sollen damit Zugang zu einer personalisierten, potenziell lebensrettenden Krebstherapie erhalten.