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KI-Einblicke: Warum Menschen medizinische Angebote ablehnen

Ein Forschungsteam nutzt KI, um herauszufinden, warum Menschen nicht an bestimmten Gesundheitsmaßnahmen teilnehmen. Sie analysieren dafür Aussagen aus Internetforen und Blogs. Das kann helfen, zukünftig bessere Patienteninformationen zu erstellen.

Viele Menschen nutzen Gesundheitsangebote der Prävention, Früherkennung oder auch innovative Therapieformen zu wenig. Die Gründe dafür sind vielfältig und zurzeit noch unzureichend untersucht. Das will eine Projektgruppe bestehend aus Forschenden und Patientenvertretenden aus dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg ändern. Die Forschenden wollen mit ihrem Projekt „KI-gestützte Einblicke in Entscheidungen von Patient:innen“ die Sichtweise aller Betroffenengruppen einbeziehen, die sich in Internetforen, Blogs und deren Kommentarspalten äußern.

Zugangsbarrieren und Gründe für die unzureichende Nutzung

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln dafür ein Tool, das die Daten aus den Online-Quellen extrahiert und auf Basis eines Large Language Models so strukturiert, dass sie qualitativ auswertbar sind. Je nachdem wie die Künstliche Intelligenz (KI) befragt wird, lassen sich damit verschiedene Erkenntnisse gewinnen: Warum nehmen Menschen Früherkennungsangebote nicht wahr? Warum entscheiden sie sich gegen die Teilnahme an klinischen Studien oder innovativen Therapien? Welche Schwierigkeiten haben sie innerhalb einer klinischen Studie erlebt?

Ziel: Gleichberechtigter Zugang für alle

Wenn Forschende, Ärztinnen und Ärzte sowie Gesundheitskommunikatoren mehr über die Ablehnungsgründe wissen, können sie Zugangsbarrieren besser abbauen – hier will das Projekt einen Beitrag leisten. Damit adressiert das interdisziplinäre Projektteam auch ein prioritäres Forschungsziel des NCT: Jeder Patientin und jedem Patienten soll ein fairer und gleichberechtigter Zugang zu klinischen Studien am NCT ermöglicht werden. Denn unabhängig von Bildungsstand, Wissen, Nationalität oder anderen Faktoren haben alle Betroffenen ein Recht auf hochwertige Gesundheitsversorgung und innovative Therapien. Zudem ist Diversität in Studien eine wichtige Grundvoraussetzung für die Übertragbarkeit ihrer Ergebnisse.

Unterstützung durch Spendenmittel und aktive Patientenbeteiligung

Die Mittel für das Projekt kommen aus dem Förderprogramm „Spenden gegen Krebs“ des NCT. Jedes Jahr können sich Projektteams des NCT Heidelberg um Fördergelder aus dem Programm bewerben. Dieses ist eins der sechs im Jahr 2024 ausgewählten Projekte. Der Patientenforschungsrat des NCT ist an der Studie beteiligt und konnte bereits Listen entsprechender Foren beitragen.

Bei der Studie handelt es sich zunächst um ein „Proof of Concept“ - so nennt man die Überprüfung einer grundsätzlichen Hypothese. In diesem Fall soll überprüft werden, ob ein KI-Tool die Beweggründe von Patientinnen und Patienten effektiver erheben kann als eine Befragung und ob es Einblicke in die Meinung bislang unterrepräsentierter Gruppen ermöglicht. Die Studie startet voraussichtlich im Frühjahr.

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