„Eine geschlossene Wolkendecke schützt nicht vor Hautschäden!“
Im Interview spricht die Oberärztin und Krebsforscherin Cindy Franklin über gefährliche Mythen, ihre preisgekrönten Forschungsarbeiten und über neue Therapieansätze.
Wie sind Sie zur Hautkrebsforschung gekommen – und was motiviert Sie?
Meine Facharztausbildung zur Dermatologin habe ich an einem Zentrum absolviert, das einen Schwerpunkt in der Dermato-Onkologie hatte. Und ich hatte das Glück, die Dermato-Onkologie in einer sehr ereignisreichen Zeit kennenzulernen. In dieser Zeit haben wir viele Fortschritte gemacht und erstmalig Patientinnen und Patienten gesehen, die trotz fortgeschrittener Tumorerkrankung geheilt werden konnten. Das hat mich sehr motiviert. Dennoch können wir viele Menschen nicht heilen, ungefähr 50 Prozent der Patienten mit einer fortgeschrittenen Melanom-Erkrankung sterben innerhalb von fünf Jahren an ihrer Erkrankung.
Welchen Stellenwert hat Hautkrebs unter den Krebserkrankungen?
Hautkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in der hellhäutigen Bevölkerung in Deutschland. Viele weiße Hautkrebserkrankungen treten vor allem bei älteren Menschen auf. Das Melanom, der schwarze Hautkrebs, hingegen ist ein Hauttumor, der auch bei jüngeren Patientinnen und Patienten sehr häufig auftreten kann.
Um die Entstehung von Hautkrebs ranken sich viele Mythen – welche sind die gefährlichsten?
Was ich sehr häufig höre, ist der Irrglaube, dass man keinen Sonnenschutz braucht, wenn man sich im Schatten aufhält oder die Sonne nicht sichtbar ist. Aber UV-Licht ist die Hauptursache von Hautkrebs. Man weiß mittlerweile, dass selbst eine geschlossene Wolkendecke mehr als 50 Prozent der UV-Strahlung durchlässt. Das heißt: Auch dann kann die Haut einen UV-Schaden erleiden, durch den Hautkrebs entstehen kann. Deshalb empfehlen wir an Tagen mit hoher UV-Belastung, also vor allem im Sommer, immer einen Sonnenschutz anzuwenden – auch wenn die Sonne nicht sichtbar ist.
Was haben Sie mit ihrer preiswürdigen Forschung herausgefunden und wie profitieren Patientinnen und Patienten davon?
Wir haben aktuell in der Melanomtherapie zwei Säulen: die Immuntherapie und eine zielgerichtete Tablettentherapie, die eine bestimmte Mutation im Tumor angreift. Bisher war nicht klar, in welcher Reihenfolge die Behandlungen angewendet werden sollten. Wir konnten im Rahmen unserer Studie mit über 30 Hauttumorzentren und mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten in ganz Deutschland zeigen, dass es besser ist, die Immuntherapie vor der zielgerichteten Tablettentherapie anzuwenden. Hirnmetastasen entwickeln sich dann erst viel später. Außerdem konnten wir zeigen, dass Patientinnen und Patienten, die bereits Hirnmetastasen haben und eine Systemtherapie erhalten, von einer zusätzlichen lokalen Strahlentherapie profitieren.
Was sind Ihre Visionen für die Behandlung von Hautkrebs?
Wir wünschen uns, dass wir künftig mehr Patientinnen und Patienten vor einem Melanom-bedingten Tod bewahren können. Dazu benötigen wir neue therapeutische Optionen für diejenigen, die auf unsere aktuellen Therapien nicht ansprechen. Und wir müssen noch lernen, wie wir unsere aktuell zugelassenen Therapie-Optionen am effizientesten einsetzen. Es geht unter anderem darum herauszufinden, ob wir die Therapien möglichst früh bei der Tumorerkrankung einsetzen sollten oder erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung.