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Europa gemeinsam gegen Krebs

Auf der Konferenz „Improving Cancer Care in Europe“ am 3. September 2020 trafen sich wichtige Akteure aus Medizin und Politik, um Europas Kooperation in Krebsforschung und -versorgung voranzutreiben. Auch Vertreter der Dekade gegen Krebs waren dabei.

Große Krankheitslast durch Krebs

Etwa 2,7 Millionen EU-Bürger werden im Jahr 2020 an Krebs erkranken, 1,3 Millionen daran versterben. Rund 12 Millionen Menschen in Europa leben bereits heute mit oder nach Krebs. Die dadurch verursachten Kosten für Volkswirtschaft und Gesundheitssysteme steigen rasant an und stellen die Staaten vor große Herausforderungen. Es ist zu erwarten, dass diese Zahlen aufgrund der Alterung der Gesellschaft weiter zunehmen.

Angesichts der großen Herausforderungen, die sich die Gesundheitssysteme in Europa aufgrund der steigenden Zahl von Menschen mit und nach einer Krebserkrankung gegenübersehen, kamen am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg europäische Expertinnen und Experten sowie Politikerinnen und Politiker zusammen und sprachen auf der gemeinsamen Veranstaltung des DKFZ und des Bundesministerium für Gesundheit (BMG) über aktuelle Fragestellungen der Krebsmedizin und der Gesundheitspolitik.

Zur Aufzeichnung der virtuellen Konferenz (DKFZ)

Zur Eröffnung forderte Gastgeber Prof. Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender und wissenschaftlicher Vorstand des Partners der Dekade gegen Krebs DKFZ: „Wir müssen die Krebsprävention bedeutend stärken. Wir müssen den Zugang zur Früherkennung verbessern und Diagnostik und multidisziplinäre Krebstherapie überall auf dem aktuellsten Stand verfügbar machen.“

Europäische Solidarität werde benötigt und alle Stakeholder müssten für einen Zugang aller Menschen zu qualitativ hochwertiger Versorgung und Innovation zusammenarbeiten.

Thomas Rachel bei der High level Conference Cancer Care in Europe Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatsekretär im BMBF, der die Nationale Dekade gegen Krebs vorstellte, freute sich, dass in der Initiative
Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatsekretär im BMBF, der die Nationale Dekade gegen Krebs vorstellte, freute sich, dass in der Initiative "bereits nach so kurzer Zeit eine völlig neue und offene Art der Zusammenarbeit über die üblichen Disziplingrenzen hinweg entstanden ist.“ © Uwe Anspach/DKFZ

Die neuen europäischen Initiativen wie die Entwicklung des Europäischen Plans zur Krebsbekämpfung und die europäische Krebsmission „Conquering Cancer: Mission possible“, aber auch nationale Aktivitäten wie die Nationale Dekade gegen Krebs hält Prof. Baumann für wegweisend. „Sie haben eine Schlüsselbedeutung und sind beispielhafte Impulsgeber für einen Paradigmenwechsel.“

Herr Prof. Baumann und Staatssekretär Dr. Thomas Gebhart, der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vertrat, waren sich einig, dass die Anstrengungen gegen die Erkrankung intensiviert werden müssen.

Krebs – eine Herausforderung für ganz Europa

In seiner Videobotschaft betonte Margaritis Schinas, Vizepräsident der Europäischen Kommission, die Priorität, die dem Kampf gegen Krebs unter Ratspräsidentin von der Leyen eingeräumt werde. Trotz der Verzögerungen durch die Corona-Pandemie würde der ambitionierte Europäische Plan zur Krebsbekämpfung noch vor Ende des Jahres vorgestellt.

Schaffung eines Europäischen Datenraums für Gesundheitsdaten

Staatssekretärin Tina Bregant vom Gesundheitsministerium Sloweniens, das im ersten Halbjahr 2021 die EU-Ratspräsidentschaft innehaben wird, stellte auf die Bedeutung von verlässlichen Daten für den Fortschritt und die Planung von Aktionen zur Krebsbekämpfung ab. Slowenien werde daher besonderen Wert auf die Schaffung eines „European Health Data Space“ legen, mit dem der Austausch standardisierter Gesundheitsdaten zwischen den Mitgliedsstaaten ermöglicht werden soll.

EU-Strategien zur Krebsbekämpfung

Im Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa, mit dem die Europäische Kommission von 2021-2027 die Prioritäten und Ziele der europäischen Forschungspolitik vorgibt, ist die neue Krebsmission ein Schwerpunkt.

Der noch in Arbeit befindliche Europäische Plan zur Krebsbekämpfung soll dafür sorgen, dass die Menschen in allen Mitgliedstaaten die gleichen Chancen auf Gesundheit haben. Bei den Maßnahmen werden neben dem Gesundheitssektor auch weitere Lebensbereiche (z.B. Schule, Arbeitsumfeld, Industrie) mit einbezogen, die die Gesundheit beeinflussen („Health-in-all-Policies“-Ansatz). Die Krebsmission leistet dabei einen wichtigen Beitrag zum Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung.

Im Anschluss stellte Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium (BMBF), die Nationale Dekade gegen Krebs vor. Ihr Ziel ist es, Innovationen schnellstmöglich zum Patienten zu bringen. Daher wolle die Dekade „den Weg einer schnellen Umsetzung von Forschungsergebnissen ans Krankenbett unterstützen.“ Genauso wichtig sei es, dass die Erfahrungen und das Wissen aus der Versorgung von Patientinnen und Patienten wieder in die Forschung zurückgespielt werden. Diese Erkenntnisse werden für die Entwicklung neuer, individualisierter Präventions-, Diagnose- und Therapieverfahren dringend benötigt.

WHO-Aufruf zur europäischen Solidarität

Ebenfalls per Video zugeschaltet thematisierte der Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa, Hans Kluge, die bestehende Ungleichheit der Gesundheitsversorgung in verschiedenen Regionen Europas und rief zu verstärkter Solidarität der Mitgliedsstaaten auf, damit niemand zurückgelassen werde. Er kündigte die Vorstellung des neuen Europäischen Arbeitsprogramms – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ zur besseren Zusammenarbeit aller maßgeblichen Akteure am 14. September 2020 an. (Aktueller Stand: Rede von Hans Kluge auf der 70. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa am 14.9.2020, in der er über das Europäische Arbeitsprogramm spricht.)

Wie wichtig und erfolgreich die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg für eine qualitativ hochwertige Versorgung ist, veranschaulichte der Vortrag von Olaf Witt vom Hopp Children´s Cancer Center in Heidelberg zur INFORM-Register-Studie.

Das Register, dessen Aufnahme in die Regelversorgung im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs gefördert wird, ­schafft die Infrastruktur für personalisierte Krebstherapien für Kinder und Jugendliche mit Rückfall und eröffnet ihnen eine zweite Therapiechance unter Einsatz individualisierter Krebstherapien. Durch den Zusammenschluss einer Vielzahl europäischer Zentren gelang es, genügend Datensätze für die Durchführung und Verbesserung von neuen Behandlungsansätzen zu gewinnen.

Eröffnung der High level Conference Cancer care in Europe Konferenzteilnehmer auf dem Podium, v.l.n.r.: U. Weyrich, DKFZ; T. Rachel; A. Sales, portug. Gesundheitsministerium; M. Baumann; T. Gebhart.
Konferenzteilnehmer auf dem Podium, v.l.n.r.: U. Weyrich, DKFZ; T. Rachel; A. Sales, portug. Gesundheitsministerium; M. Baumann; T. Gebhart. © DKFZ/Uwe Anspach

Gemeinsame Kräfte gegen Krebs bündeln

Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass EU-weite Anstrengungen zur Verbesserung der Prävention, Erkennung und Behandlung von Krebs erforderlich sind, um nationale Programme zu ergänzen. Der verstärkte Austausch von Daten und Expertise innerhalb Europas könne bedeutende Verbesserungen für Menschen mit und nach einer Krebserkrankung schaffen.

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