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Deutscher Hautkrebskongress 2021

Vom 8. bis 11. September 2021 fand der 31. Deutsche Hautkrebskongress der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) statt. Forschende berichteten über neueste Entwicklungen.

Die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) ist eine Arbeitsgemeinschaft des Partners der Nationalen Dekade gegen Krebs, der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), sowie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Das Vorstandmitglied der ADO, Dr. Peter Mohr, eröffnete den Kongress mit dem Hinweis, die Hautkrebs-Situation habe sich in der Pandemie verschlechtert: Im Frühjahr 2020 kamen bis zu 50 Prozent weniger Menschen zum Hautkrebsscreening und auch in den folgenden Monaten wurden nicht die Zahlen aus den Vorjahren erreicht, obgleich gute neue Verfahren in der Erkennung und Behandlung von Hautkrebs zur Verfügung stünden und jede Bürgerin und jeder Bürger alle zwei Jahre ab 35 kostenfrei im Rahmen der gesetzlichen Vorsorge eine Untersuchung auf Hautkrebs in Anspruch nehmen kann.

Die Konsequenz, so Dermatologe Mohr: „Wir sehen dickere Melanome in unseren Hautkrebszentren.“ Es sei mit einer um fünf bis zehn Prozent erhöhten Anzahl von Menschen zu rechnen, die in den nächsten Jahren an Hautkrebs versterben werden.

Vorsorgepotential wird noch nicht ausreichend genutzt

Dabei ist Hautkrebs im Frühstadium gut heilbar. Doch schon in Nicht-Pandemiezeiten, beklagte Mohr, würde die Möglichkeit zur Früherkennung „nur von etwa 30 Prozent der Bevölkerung wahrgenommen“. Um die immer noch ansteigende Zahl der Hautkrebs-Neuerkrankungen zu senken, müssten deutlich mehr Bürgerinnen und Bürger im zweijährigen Turnus an der Vorsorge teilnehmen. Risikogruppen wie sehr hellhäutige Menschen sollten die Screenings sogar noch häufiger durchführen lassen. Mohr empfiehlt, ein solches risikoadaptiertes Screening für besonders sonnenempfindliche Menschen zu entwickeln.

Screenshot aus dem Vortrag desHautkrebsspezialisten Prof. Dr. Christoffer Gebhardt Der Hautkrebsspezialist Prof. Dr. Christoffer Gebhardt, Leiter des Hauttumorzentrums und der Forschungsgruppe Experimentelle Dermatologie an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf erläuterte auf dem Industriesymposium im Rahmen des Kongresses den Forschungsstand zu Biomarkern beim Malignen Melanom. 
Der Hautkrebsspezialist Prof. Dr. Christoffer Gebhardt, Leiter des Hauttumorzentrums und der Forschungsgruppe Experimentelle Dermatologie an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf erläuterte auf dem Industriesymposium im Rahmen des Kongresses den Forschungsstand zu Biomarkern beim Malignen Melanom.  © C. Gebhardt

Auch zum Schutz von Menschen, die im Freien arbeiteten, müsse es neue Überlegungen geben, führte der Chefarzt des Tumorzentrums der Elbe-Kliniken Stade-Buxtehude weiter aus. Hier seien auch Unternehmen und Berufsgenossenschaften gefragt. Denn die effektivste Möglichkeit, einem Hautkrebs vorzubeugen, ist, sich vor der Sonnenstrahlung zu schützen.

Immunologische und zielgerichtete Therapien haben die Dermatoonkologische Behandlung voran gebracht

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Die Frage, wie Tumoren sich der Behandlung entziehen bzw. zurückkehren können, hat die AG „Große ungelöste Fragen der Krebsforschung“ als drängendsten Forschungsbedarf eingestuft. 

Im Rahmen der Dekade wird nun die weitere Erforschung des Themas mit der „Richtlinie zur Förderung von Verbundforschung zu Tumorheterogenität, klonaler Tumor-Evolution und Therapieresistenz“ (PDF, 738KB, Datei ist nicht barrierefrei) unterstützt.

Erfreulich sei, dass „die rasante Entwicklung auf dem Gebiet der Hauttumore“ weitergehe, so Dr. Mohr.

Verstarben noch vor einigen Jahren Menschen, deren Hautkrebs erst im metastasierten Stadium entdeckt wurde im Durchschnitt bereits nach acht Monaten, gibt es seit 2011 Hoffnung. 

Neue Therapieformen, die dank großer Fortschritte der Krebsforschung in den letzten zehn Jahren entwickelt und in Deutschland zugelassen wurden, können seither die Überlebenszeit von vielen Hautkrebsbetroffenen um Jahre verlängern.

Dazu gehören vor allem die Immuntherapien, die das Immunsystem auf die Krebszellen ansetzen, und die zielgerichteten Therapien mit neuen Arten von Medikamenten, die genau am jeweiligen Wachstumsweg der Tumorzellen eines Erkrankten ansetzen und ihn hemmen (mehr dazu am Textende).

Die Vorträge deckten alle Aspekte der Hautkrebsforschung und -versorgung ab

Das wissenschaftliche Programm des Kongresses beschäftigte sich u. a. 

● mit den vielen Facetten der Tumorheterogenität, also dem Vorliegen unterschiedlicher Arten von Tumorzellen, die sich anpassen und gegen eine zuvor erfolgreiche Therapie resistent werden können.

● mit der Metastasenbildung, die die Haupttodesursache bei soliden Tumoren ist. Um Krebs besser behandeln zu können, muss man verstehen, wie Metastasen entstehen. Zum einen spielen hier die Weiterentwicklung von Mutationen in der Tumor-DNA eine Rolle. Zum anderen kommt der Wechselwirkung zwischen dem Tumor und seiner Mikroumgebung sowie den Zellen des Immunsystems auf molekularer Ebene eine zentrale Bedeutung zu. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind noch nicht vollständig verstanden (s. Infokasten unten).

● mit der Erhaltungstherapie und der Notwendigkeit, das Augenmerk der Forschung darauf zu richten, damit diese künftig individuell für jede Patientin und jeden Patienten optimiert werden kann.

● mit Biomarkern, also im Körper messbaren Veränderungen, die sich bei Krebs zeigen. Darauf kann man dann mit einer angepassten Behandlung reagieren. Bei der Identifizierung geeigneter Biomarker und der Entwicklung entsprechender Testmethoden sind bei Lungen- und Kolonkarzinom sowie bei Brust- und Darmkrebs bereits gute Erfolge zu verzeichnen. Auch beim gefährlichen Schwarzen Hautkrebs wird intensiv nach solchen Biomarkern geforscht.

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Das Zusammenspiel des Tumors und seiner Mikroumgebung muss noch besser verstanden werden, damit es gelingt, Medikamente zu entwickeln.

Das BMBF unterstützt die Forschung dazu zusammen mit den TRANSCAN-3-Partnern in der Förderrichtlinie „Krebs-Immuntherapie der nächsten Generation: Fokus auf das Tumor-Mikromilieu“.

● mit dem aktuellen Stand der Präventionsforschung und wie sich der Einfluss des eigenen Verhaltens am wirkungsvollsten an die Bevölkerung kommunizieren lässt.

● mit Komplementären und Alternativen Methoden bei Krebs und der Kommunikation zwischen Ärztinnen und Ärzten und den Betroffenen dazu.

● und nicht zuletzt mit der Anwendung von künstlicher Intelligenz für die Früherkennung, Diagnose und bessere Vernetzung von Forschenden mit den Krebstherapeuten in der Versorgung.

Die vielfältigen Aspekte, mit denen sich die Beiträge beschäftigten, machten deutlich, dass Forschung niemals abgeschlossen ist und auf vielen Ebene noch unbeantwortete Fragen existieren, um Krebs besser vermeidbar, rechtzeitig erkennbar und behandelbar zu machen.

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